Das schwere Erbe der Weltkriegs-Gedenktafel

Küster und Pfarrer möchten an die Gefallenen erinnern.

Küster Werner Reihn und Pfarrer Falk Breuer zeigen die Gedenktafel. Foto: rm-

Küster Werner Reihn und Pfarrer Falk Breuer zeigen die Gedenktafel. Foto: rm-

Monheim. Gut 60 Jahre stand sie hinter einer Tür auf dem Dachboden der Altstadtkirche. „Ich wusste von ihrer Existenz, mein Vater erzählte mir schon vor vielen Jahren davon“, berichtet Werner Reihn, evangelischer Küster in der dritten Generation. Als das Gedenkjahr „100 Jahre Erster Weltkrieg“ näherrückte, begab sich Reihn auf die Suche nach der Tafel mit den Namen der 1914 bis 1918 Gefallenen — und fand sie hinter besagter alter Tür.

Die Namen von etwa einem Dutzend gefallenen Gemeindemitgliedern sind darin aufgemalt, „gekrönt“ von einem Stahlhelm und Fahnen in Schwarz-Weiß-Rot, den Farben des Deutschen Kaiserreichs. Somit stellte sich die Frage: Was tun damit? Wieder aufhängen? „So einfach unkommentiert, das verbietet sich nach meiner Auffassung“, sagt Pfarrer Falk Breuer. „Der Stahlhelm, seinerzeit Symbol deutscher Wehrhaftigkeit, ist von einem Lorbeerzweig umgeben, mit dem man üblicherweise Sieger im Wettkampf ehrte“, erklärt der Theologe.

Die Überhöhung der Gefallenen zu Helden habe zwar dem in der (Zwischen-)Kriegszeit gängigen national-patriotischen Empfinden entsprochen, sei aber mit der heutigen Mahnkultur unvereinbar. „Vermutlich war auch das der Grund, warum die Gemeindeverantwortlichen die Tafel nach dem Zweiten Weltkrieg haben entfernen lassen“, sagt Breuer.

Zurück auf den Dachboden soll die Gedenktafel aber auch nicht. „Geht man davon aus, dass die Angehörigen der Genannten niemals die Chance hatten, vor einem Grab zu stehen, weil ihre Lieben in sinnlosem Sterben auf irgendwelchen Schlachtfeldern anonymisiert wurden, dann stellt uns die Tafel vor die Frage nach einer Trauerkultur im Umgang mit unseren Toten“, sagt Breuer.

Breuer plädiert daher für ein „Friedensdenkmal“. In dieses soll die Tafel in irgendeiner Form eingebaut werden. Weg von der „Heroisierungskultur“, hin zu einem Gedenkkonzept im Sinne eines „Denk-mal-wie-kostbar-Frieden-ist“.

Den Anstoß dazu will der Pfarrer am Samstag, 19 Uhr, geben, am Vorabend des Volkstrauertags, in einem Vortrag in der Altstadtkirche an der Grabenstraße. „Darin möchte ich auf historische, theologische und auch auf ganz praktische Erwägungen zu einem weiteren Umgang mit der Gedenktafel eingehen“, sagt Breuer.

Eingebunden ist der Vortrag in die Eröffnung einer Ausstellung mit Kriegsexponaten im alten Küster-Haus, die Offiziersdegen, Pickelhauben, Bajonette und andere Militaria aus dem Wilhelminismus präsentiert.

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