Christian Rulfs: Ein Rückblick auf Monheim

Nachgefragt: Mit den Yeti Girls wurde Christian Rulfs bekannt. Jetzt lebt er seit Jahren in Berlin – und erinnert sich halb weinend, halb lachend an seine Wurzeln.

Monheim. Man schlendert als Monheimerin durch Berlin, kommt ins Gespräch mit einem Musikredakteur und stellt fest: Auch der kommt eigentlich aus Monheim. Und mehr noch: Christian Rulfs war in der Rheingemeinde Gründungsmitglied einer Band, die sich 2001 aufgelöst hat, aber bis heute Kultstatus hat: die Yeti Girls.

Fast hätten sie den großen Sprung geschafft, wären richtig bekannt geworden. Doch nach fünf Alben war Schluss. Was bleibt, ist Erinnerung - an die Band und Monheim.

Christian Rulfs lebt mittlerweile seit Jahren in Berlin. Aber ohne ihn und seine Freunde hätte es das Sojus 7 wohl nie gegeben. Aus Langeweile bemühte sich der heute 40-Jährige als Jugendlicher mit seinen Weggefährten darum, aus der alten Krautfabrik einen Jugendclub zu machen. Sie steckten viel Geld, Arbeit und Zeit hinein. Unterstützung von der Stadt gab es erst später, als sie das Meiste schon selbst irgendwie gemeistert hatten.

"Während andere immer davon sprachen, aus Monheim weg zu ziehen, konnte ich sie nie verstehen. Spätestens nachdem es das Sojus gab, konnte ich mir keine bessere Stadt vorstellen: Ich ging dort zur Schule, traf mich mit Freunden. Und zum Abhängen hatten wir ja das Sojus, wo auch mit den Yeti Girls geprobt wurde."

Das Proben der Band und die Konzerte, die sie spielten, trugen bald Früchte. Sie bekamen einen Plattenvertrag, drehten einen Videoclip, der sogar auf Viva gesendet wurde. Sie gaben während einer Promotour rund 100 Interviews in vier Tagen und spielten deutschlandweit mehr als 800 Konzerte. Doch nach einer gewissen Zeit war ihre Heimatstadt irgendwie kein Thema mehr.

"Monheim hat uns nie besonders gefördert. Wir hatten hier gute Startmöglichkeiten, doch die Stadt erkannte nicht, wie Vorteilhaft es wäre, wenn wir in Interviews sagen würden, wir kämen aus Monheim. Also wurden wir schon bald eine Kölner Band. Zumal wir später auch dort probten", erinnert sich Rulfs.

Doch auch wenn Christian Rulfs nicht mehr in Monheim lebt, denkt er oft und gerne an seine Heimat zurück: "Zwei bis dreimal im Jahr besuche ich eine Freundin oder meine Mutter. Oft habe ich dann romantische Gefühle der Stadt gegenüber. Ich bleibe irgendwo stehen, mache Fotos oder denke an früher. Leider kommt irgendwann der Punkt, an dem ich merke, dass diese Stadt nicht mehr wie früher ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Szene eingeht. Als ich dann von dieser Jugenpartei gehört habe, fand ich das toll."

Derzeit lebt er ein anderes Leben, das Leben in Berlin. Doch Christian Rulfs ist sicher: "Mit 60 oder 65 Jahren kehre ich zurück. Ich werde an all’ die schönen Momente denken, die ich in dieser Stadt erleben durfte, und mit einer guten Freundin dem Lebensabend entgegen gehen." Und wird es noch einmal einen Auftritt mit den Yeti Girls im Sojus geben? "Nichts ist unmöglich", lacht Christian Rulfs.

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