Christbäume werden zu Kompost

Die Kompostierungsanlage beschleunigt natürliche Prozesse: Mikroben arbeiten im Dunkeln.

Langenfeld/Monheim. Der Abfallberg, den der Müllwagen soeben abgeladen hat, trägt weihnachtliche Farben: Orangen-Schalen leuchten im Dämmerlicht der Anlieferungshalle auf. Auf ihrem Weg zur Rottehalle wird die Ladung grob zerkleinert, gesiebt und gesäubert. Dem Schredder haben einige Äpfel und Zier-Kürbisse getrotzt, immer wieder hüpfen sie aufmüpfig das ansteigende Förderband hinunter und kullern dann keck durch die leicht geneigte Siebtrommel, die zunächst grobe von feinen Stoffen trennt. Die Männer am Sortierband können die Jahreszeit am Bioabfall ablesen.

Ab der zweiten Kalenderwoche werden die ausrangierten Weihnachtsbäume in Monheim und Langenfeld von der Müllabfuhr eingesammelt. Über 12 000 Stück werden es aus Hilden sein, schätzt Abfallberater Frank Berndt. Sie werden geschreddert und landen in der Kompostierungsanlage KDM, die der Kreis Mettmann gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf in Ratingen-Lintorf betreibt. Dort werden mehr als 100 000 Tonnen biologische Abfälle pro Jahr in 55 000 Tonnen Qualitätskompost und 12 000 Tonnen Brennstoffe für Biomasseheizkraftwerke und Holzschnitzelheizungen verwandelt.

Der Betrieb macht sich einen natürlichen Zersetzungsprozess zunutze. Nur dass hier ein Vorgang, der sonst einige Jahre dauert, auf einige Wochen verkürzt wird. „Wir versuchen, ein Klima zu schaffen, in dem sich die Mikroorganismen richtig wohlfühlen“, erklärt Betriebsleiter Heinrich Schumeckers. Regelrecht angefeuert wird dieser Prozess, indem die Temperatur im Kern der künstlichen Misthaufen schnell auf eine Temperatur von 60 Grad Celsius erhöht wird.

So werden Krankheitserreger und Samen abgetötet. Von der Decke tropfendes Kondenswasser und das Rauschen der Belüftungsanlage sind die einzigen Geräusche in der Rottehalle, in der die Mikroben still ihr Werk verrichten: fressen, verdauen, vermehren. Der mit grobem Grünschnitt vermischte Küchenabfall wird an einem Hallen-Ende in fünf Mal fünf Meter großen Paketen in eine der zwölf Zeilen gesetzt und locker aufgeschichtet.

Einmal wöchentlich umwälzt der Umsetzer alle neun Mieten einer Zeile um jeweils fünf Meter nach hinten. „Er kann bei Bedarf auch Wasser zuführen“, sagt Schumeckers. Sauerstoffgehalt und Temperatur in Abluft und Mietenkern werden per Computer überwacht. Wenn eine Miete die Zeile durchlaufen hat, wird sie als Frischkompost im Lager deponiert. Dort wird der Kompost in einer Körnung von 30 Millimetern für die Nutzung in der Landwirtschaft abgesiebt, der Kompost für Privatkunden ist feinkörniger.

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