Bullerbü hilft nach Gewalt in Familie

Der SkF will Müttern und ihren Kindern nach der Trennung vom Partner einen Neuanfang ermöglichen.

Bullerbü hilft nach Gewalt in Familie
Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld. Es war an einem Weihnachtsmorgen, als Ben (Name geändert) und seine drei Geschwister miterlebten, wie der herrschsüchtige und cholerische Vater plötzlich wegen einer Kleinigkeit ausrastete und die Mutter quer durchs Wohnzimmer schubste. Dabei stürzte der schon festlich geschmückte Baum um und machte die Vorfreude der Kinder mit einem Schlag zunichte.

Schon vorher hatte es immer wieder Streit zwischen den Eltern gegeben, aber jetzt zog die Mutter einen Schlussstrich und trennte sich von ihrem Mann. Hilfe, Unterstützung und neues Selbstwertgefühl fanden sie und die Kinder mit Hilfe des Projektes „Bullerbü“ beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Langenfeld.

Das frei finanzierte Projekt gibt es bereits seit 2011, es wurde aber jetzt konzeptionell besser an die Bedürfnisse der betroffenen Frauen und Kinder angepasst. Die jeweilige Laufzeit ist von sechs Monaten auf ein Jahr verlängert worden, wie SkF-Geschäftsführerin Angelika Fierus und die Vorsitzende Christiane Rommel erläuterten.

Gewalt in der Familie — das ist „immer noch ein Tabuthema“, sagte Bereichsleiterin Stephanie Krone. „Unser Projekt will diese Gewalt offen legen und bietet Hilfe an.“ Voraussetzung ist, dass sich die Mütter von ihren Männern trennen und die Kinder nicht Opfer der Gewalt geworden sind. „In diesen Fällen müssen wir an andere Stellen vermitteln“, sagt Krone.

Fünf Kinder und deren Mütter werden zurzeit in zwei Gruppen betreut, die sich regelmäßig mittwochs von 16 bis 17.30 Uhr treffen. Andrea Lehmann (Diplom-Pädagogin) leitet die Frauen-Runde, die als „geführte Selbsthilfegruppe“ angelegt ist. „Ich gebe keine Themen vor“, sagt die 38-Jährige. Es gehe um Neuanfänge und darum, den Kreislauf zu durchbrechen, nicht wieder an einen gewaltbereiten Partner zu geraten.

In den seltensten Fällen meldeten sich die Mütter direkt beim SkF; der Kontakt komme meistens über die Schulen zustande, wenn die Kinder dort auffällig werden, entweder aggressiv reagierten oder Alpträume hätten, berichtete die Pädagogin. Während die Mütter im Café sitzen, spielt Nadine Büttner in der Etage darüber mit den fünf Kindern zwischen fünf und acht Jahren.

„Zunächst ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen“, sagte die Sozialpädagogin. In einem zweiten Schritt will sie das Selbstvertrauen der kleinen Teilnehmer stärken. „Wir lesen vor und spielen. Dabei kann es durchaus auch schon mal laut werden.“

Die 30-Jährige spricht mit den Mädchen und Jungen auch über den Umgang mit Ängsten, über Geheimnisse und Abschiede. Erst später nimmt das Thema Gewalt mehr Raum ein. „Die Kinder erzählen meistens selber vom Wochenende und ihren Erlebnissen, erzwungen wird nichts.“

Zum Abschluss des Nachmittags liest sie ihnen immer eine Geschichte aus Astrid Lindgrens Bullerbü-Büchern vor. „Daher hat unser Projekt seinen Namen“, sagte sie schmunzelnd.

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