Baumberg: Ein Stück Humboldt-Schule geht

Grundschulrektor Bruno Benzrath hört im Sommer auf. Er hat viel bewegt. Dem Stadtteil Baumberg wird der 62-Jährige erhalten bleiben.

Baumberg. Wenn am 1.Juli der letzte Schultag ist, dann strömen auch 180 Kinder der Alexander-von-Humboldt-Schule frohen Schrittes in die Sommerferien. Doch einer wird sicherlich bedächtig durch die Gänge schreiten: Bruno Benzrath. Es ist auch sein letzter Schultag - aber für immer. Denn der 62-jährige Rektor hat sich für den Ruhestand entschieden.

Niemals geht man so ganz. Bei Bruno Benzrath könnte das sogar stimmen. Das Wirken des Vollblutpädagogen wird ganz sicher nachhallen. "Private Gründe" nennt er als Entscheidung fürs Rentnerdasein. Doch der gebürtige Eifeler aus Prüm will auf jeden Fall mit seiner Frau weiter in Baumberg leben. Schließlich ist er mit dem Stadtteil auch fest verwachsen. Denn seit 1972 wohnt Bruno Benzrath dort. Er war zunächst an der Geschwister-Scholl-Schule, ab 1983 dann Rektor der Humboldt-Schule.

"Ich habe in der Schule nie mehr getan als nötig. Gesundes Mittelmaß", lacht er. Sein Berufswunsch war trotzdem schon immer Lehrer. Und daran maßgeblich beteiligt war Severin Ludwig - Bruno Benzraths Lehrer in dessen eigener Grundschulzeit. "Er war mit Leib und Seele Schulmeister und immer für die Kinder da. Das hat mich sehr beeindruckt." Da passt es, dass Bruno Benzrath bei der Frage nach einem Hobby sofort die Schule nennt. Man glaubt es ihm.

In fast 40 Berufsjahren kein negativer Rückblick. Das können wohl die wenigsten sagen. Oder halt: "Die Stadtverwaltung hat mich hin und wieder ziemlich geärgert. Da gingen Dinge nicht schnell genug", schiebt Bruno Benzrath nach. Dabei macht er eigentlich einen sehr geduldigen Eindruck. "Aber wenn es um Verbesserungen für die Schüler geht, dann kann ich ganz schön Druck machen", betont der Rektor.

Es war "seine" Schule, die vor zwölf Jahren in Monheim pädagogisches Neuland betrat: integrativer Unterricht. Benachteiligte Kinder gemeinsam mit "normalen" im Unterricht. "Ich durfte erleben, dass Kinder anschließend auch tatsächlich ihren Weg machten. Natürlich mussten auch viele auf die Sonderschule, wo sie dann pädagogisch besser aufgehoben waren, aber eben nicht alle."

Bruno Benzrath macht dabei keinen Hehl aus der Tatsache, dass sein Kollegium und er zunächst gar nicht begeistert waren von der Idee des integrativen Unterrichts. "Der Impuls kam aus der Politik. Aber keine Schule wollte es machen. Schließlich haben wir uns einen Ruck gegeben - und es nie bereut", erzählt er.

Am 26.Juli feiert er seinen Abschied. Dann werden sicherlich auch die Tafelputzer dabei sein - die Lehrer-Kabarett-Truppe, bei der Bruno Benzrath seit Jahren mitmacht. Es sind Pädagogen aus dem gesamten Kreis Mettmann. Und wenn er dann offiziell Pensionär ist, kann er noch öfter seinen Lieblingsplatz in Monheim, Haus Bürgel samt der Natur darum, besuchen. Er ist aktives Mitglied des dortigen Museumsvereins, der die Römer wieder lebendig werden lässt. "Und ich werde mit meiner Frau mehr in Urlaub fahren. Da gibt es noch Plätze, wo wir immer schon mal hinwollten. Norwegen, Schweden, Irland, Schottland - uns zieht es mehr in nördlichere Regionen", erzählt Bruno Benzrath. Und er klingt ganz sicher nicht wie jemand, dem es als Pensionär langweilig werden wird.

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