Baumberg: Die Kräuter der Erinnerung

Dank Spenden konnte das Peter-Hofer-Haus einen Sinnesgarten anlegen. Nun werden dringend Ehrenamtler gesucht.

<strong>Baumberg. An diesem frühen Nachmittag ist der Himmel grau. In den Bäumen pfeift der Wind. Doch im Gesicht Katharina Günther scheint die Sonne. Zufrieden spaziert sie neben Pflegerin Beate Engstenberg über den breiten Weg des neuen Sinnesgartens des Peter-Hofer-Hauses in Baumberg. Drei Schritte weiter passieren die beiden eine weiße Madonnastatue. "Da hab ich mich sehr gefreut, als ich die zum ersten Mal gesehen habe", lächelt die 94-jährige Bewohnerin, die den Garten neben dem Haus sehr häufig besucht.

Offizielle Eröffnung ist beim Sommerfest am 11. August

Offiziell wird der Garten erst auf dem Sommerfest am 11. August eröffnet. Die Bewohner können ihn allerdings schon jetzt nutzen. Und es gibt eine Menge zu sehen, fühlen, hören und riechen: Neben einer Bühne, drei Brunnen, einer davon mit leuchtenden blauen Steinen, einer Laube, Mobiles, die im Wind klimpern, Boccia, Bänken, einem Grill und einem Spieltisch wurde auch eine Feuerstelle für das Martins- und Osterfeuer gebaut. An heißen Tagen besteht die Möglichkeit, das Kegeln aus dem Keller in den Garten zu verlegen.

Im Februar dieses Jahres entstand die Idee, aus dem Park einen Sinnesgarten zu machen. Wenige Monate später konnte der Traum durch Spendengelder verwirklicht werden.

Katharina Günther schlendert mit ihren Mitbewohnerinnen Sofie Klein und Hedwig Fobbe entlang der Kräuterschnecke. Auf die Frage, was ihr am Sinnesgarten am besten gefällt, antwortet sie bestimmt: "Alles! Die schönen Wege, die schönen Steine. Die Kräuter. Ganz toll!"

Mit den Kräutern wird auch gekocht. Für die Besucher des Gartens, die auch beim Umtopfen helfen dürfen, steckt hinter den duftenden Pflanzen aber viel mehr: Die Gerüche wecken Erinnerungen an Gerichte und Momente längst vergangener Tage. Und es kommt es vor, dass plötzlich eine Bewohnerin mit einem Korb in der Tür steht, die Erdbeeren pflücken möchte, weil sie mit dieser alten deutschen Sorte besondere Erlebnisse verbindet.

Diese Erfahrungen können gerade für Demenzkranke sehr wertvoll sein. Beate Engstenberg hebt aber noch weitere Aspekte des Gartens hervor: "Durch den Rundweg haben die Bewohner einen Ort, wo sie den Bewegungsdrang ausleben können. Sie haben Anreize, mal still zu stehen, sich das anzugucken. Das Plätschern der Brunnen wirkt zudem sehr beruhigend."

Auch für die Mitarbeiter ist der Garten eine Bereicherung: "Ich saß auf der Bank. Und plötzlich hab ich mich dabei ertappt, als ich daran dachte, wie schön der Garten mit den Brunnen wohl in der Dämmerung ist", erzählt Sabine Kassel, die für die Einzugsberatung und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Die ersten Regentropfen landen auf dem Rollstuhl von Hedwig Fobbe. Zeit aufzubrechen, denn der Weg zurück ist für die Senioren weit. Und das ist der Haken des Sinnesgartens: "Das Problem, das wir haben, beziehungsweise die Bewohner, ist, dass der Weg sehr weit und mit Risiken verbunden ist. Um das ganze Angebot des Gartens nutzen zu können, wünschen wir uns da noch Ehrenamtliche", so Engstenberg.

In der Tat: Der bei Ein- und Ausfahrten abschüssige Bordstein kann für die Bewohner mit Rollstuhl oder Gehhilfe auf den etwa 100 Metern zum Garten zu einer Bedrohung werden. Und auch der kleine Hügel vor dem Gartentor macht den Senioren zu schaffen. "Auf der Schwelle, da ist es so holperig. Ich muss mich da ganz doll festhalten am Rollator", klagt Katharina Günther."

Helfen Wer Lust hat, den Bewohnern ein bisschen Zeit zu schenken und auch selbst mal im Sinnesgarten zu entspannen, kann sich direkt an das Peter-Hofer-Haus wenden. Ansprechpartnerin ist Beate Engstenberg. Sie ist unter Telefon 68 10 erreichbar.

Eröffnung Die offizielle Eröffnung des Sinnesgartens mit Sinnes- und Genussmeile findet am 11. August statt.

Bewohner Derzeit leben im Peter-Hofer-Haus an der gleichnamigen Straße 115 Senioren.

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