Baumberg: Der Tod ist ein Stück Alltag

Gerade in diesen Wochen gedenken wir der Verstorbenen, zum Beispiel Totensonntag. Einen ganz eigenen Umgang damit haben im Peter-Hofer-Haus Bewohner und Mitarbeiter. Statistisch stirbt dort jede Woche ein Senior.

Baumberg. Einladend wirkt sie, die weiße Rosenblüte. Sie strahlt Frische und Leben aus. Die Blüte hängt am Türrahmen der Eingangstür zu einem Apartment. Der Besucher wird gleich positiv gestimmt - sollte man meinen. Tatsächlich steht die weiße Rosenblüte für den Tod. Sie ist ein Signal. Der Bewohner dieser Wohnung ist gestorben. Das ist Alltag im Peter-Hofer-Haus. Rein statistisch heißt das, jede Woche Abschied von einem der 115 Bewohner des Altenheims nehmen. Der Umgang mit dem Tod ist deshalb ein Kernpunkt in dem Caritas-Wohnhaus.

"Sterben und Tod werden gesellschaftlich immer mehr verbannt. Dabei gehört der Tod zum Leben. Tatsächlich ist er ein Tabu. Das ist grundsätzlich nicht gut. Aber an einem Ort wie hier geht das gar nicht", sagt Joachim Steiner. Er ist Leiter des Hauses. Gemeinsam haben Bewohner und Mitarbeiter Rituale für den Umgang mit dem Tod gefunden.

Die weiße Rose ist eines der Rituale. Außerdem gibt es eine Abschiedstafel. Daneben ein Tisch mit Kreuz und Blumen. Das Buch des Lebens liegt aus. Auf den Seiten sind Fotos der Gestorbenen. Jeder Mitbewohner kann einen letzten Gruß hineinschreiben. Es sind Dinge aus der so genannten Lebenstruhe. "Man kann auch Trauerkoffer sagen. Aber wichtig ist mir die Kernbotschaft: Der Tod ist ein Teil des Lebens", betont Steiner.

Bei einem Durchschnittsalter von 86 Jahren haben die Bewohner ständig den Tod vor Augen - und reagieren bei Todesfällen unterschiedlich. Um Ängste zu nehmen, wird immer wieder eines signalisiert: Im CBT-Haus steht die Würde an erster Stelle.

"Der Tote kommt durch die Tür wieder hinaus, durch die er als Lebender hereingekommen ist. Hier gibt es keinen versteckten Hinterausgang", sagt Steiner. Auch das sei ein Akt der Würde. Und dann erzählt der 46-Jährige von einem Streit, den er einmal mit einem Bestatter gehabt habe. "Der wollte sich tatsächlich weigern, einen toten Mitbewohner im Sarg zum Leichenwagen zu bringen. Stattdessen hatte er einen Plastiksack und eine Sackkarre dabei. Der Bestatter wollte schlicht den Helfer einsparen, den er beim Tragen des Sarges bräuchte. Das war unglaublich."

"Über die Kunst des Sterbens gab es im Mittelalter viele Bücher", erzählt Joachim Steiner. In der heutigen schnelllebigen Zeit würde der Fernsehmoderator wohl sagen: "Den Abgang cool in Szene gesetzt." Tatsächlich muss man nicht Jahrhunderte zurückgehen, um auf Rituale zu stoßen. Noch vor einigen Jahrzehnten waren Dinge wie die Aufbahrung des Verstorbenen für die letzte Ehrerweisung oder eine Totenwache nicht unüblich.

Senioren können ihren Tod durch Patientenverfügungen regelrecht mitgestalten. Das gilt natürlich auch im Peter-Hofer-Haus. Doch wie gehen die Mitarbeiter mit dem ständigen Begleiter Tod um? Immerhin sind es 140, von denen 38 Prozent in Teilzeit arbeiten. "Es wird in den Teams immer wieder darüber gesprochen. Außerdem gibt es regelmäßig Weiterbildungen", so Joachim Steiner. Das Altenheim kooperiert mit der Hospiz-Bewegung Langenfeld. Die hat ebenfalls im Kern ihrer Arbeit die eine, klare Botschaft: ein Sterben in Würde.

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