Ausbildungsniveau von Syrern ist „sehr gut“

Das Beratungs-Centrum ist mit der Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge befasst.

Ausbildungsniveau von Syrern ist „sehr gut“
Foto: Matzerath

Monheim. Der Flüchtlingszustrom ist stark abgeebbt. „Anfang Januar kamen noch einmal 25 Personen, damit haben wir unser Aufnahmesoll erfüllt“, berichtet Dietmar Marx, Leiter der Abteilung Soziales in der Monheimer Verwaltung. Bis auf einen Marokkaner seien inzwischen alle Nordafrikaner wieder in ihre Herkunftsländer zurückgeführt worden. Derzeit lebten noch 187 Personen in Übergangswohnheimen und angemieteten Wohnungen. Wegen der geringeren Fallzahlen wurden auch die Stellen für die Flüchtlingsbetreuung um drei auf zehn reduziert.

„Wir machen inzwischen keine Hausbesuche mehr, sondern bieten hier in unseren Räumen Hilfen zur Arbeitsmarktintegration, Rechtsberatung und psychosoziale Betreuung an“, sagt Markus Miller, stellvertretender Geschäftsführer des Beratungs-Centrums. Die von der Stadt finanzierten Einstiegskurse hätten der beruflichen Integration einen enormen Schub gegeben, sagt Hevi Kutlay, für Arbeitsmarkt-Integration zuständig. Vor allem die Flüchtlinge, die bereits mit dem Abitur oder einem Hochschulbesuch einen höheren Bildungsgrad erlangt hatten, habe dieses eine Jahr sehr stark nach vorne gebracht. Für diese habe man neun Ausbildungszusagen vermitteln können.

„Überhaupt klappt die Anerkennung von Hochschulabschlüssen sehr gut“, sagt Kutlay. Bei den Schulabschlüssen sei das Bild differenzierter. Während das syrische Bildungssystem als „sehr gut“ bewertet werde, sei davon auszugehen, dass die Schulen in Afghanistan wegen des permanenten Kriegszustandes nur rudimentär betrieben wurden. Die Anerkennung von Zeugnissen ausländischer Studienbewerber läuft über den Verein Uni-Assist, der schon des Öfteren wegen seiner hohen bürokratischen Hürden in der Kritik stand. „Zehn bis 15 Anerkennungen haben wir schon erreicht“, sagt Kutlay.

Diejenigen unter den syrischen Flüchtlingen, die über ein gewisses intellektuelles Potenzial verfügten, seien auch sehr zielstrebig, sagt sie. Drei Kandidaten wollten im Wintersemester ein Studium aufnehmen, sie hätten gute Chancen. Für die Afghanen seien wiederum die geringen Aussichten auf ein Bleiberecht ein Ansporn, die Chancen der sogenannten Ausbildungsduldung zu nutzen. Wer demnach eine Ausbildungsstelle vorweisen kann, kann eine zeitlich begrenzte Aufenthaltserlaubnis bekommen. „Mit dem Praktischen kommen sie auch gut zurecht, aber die schulischen Anforderungen zu erfüllen, fällt ihnen schwer“, sagt Kutlay.

Bisher konnten Flüchtlinge vor allem an solche Arbeitsstellen in örtlichen Unternehmen vermittelt werden, die keine Ausbildung erfordern: Jobs bei McDonalds, Burger King und Hellweg, berichtet Mandy Rödig, für Arbeitsmarktintegration zuständig. Grundsätzlich zeigten sich auch kleinere Handwerksbetriebe als kooperativ. Die ließen sich auch durch einen gescheiterten Integrationsversuch nicht entmutigen. „Die Flüchtlinge sind meist besonders motiviert: engagiert, zuverlässig und pünktlich — deshalb sind die Betriebe offener“, sagt Rödig. „Allerdings lastet auf den jungen Männern auch ein hoher Druck seitens der zurückgebliebenen Familien: Sie wollen wirtschaftlich unterstützt werden. Deshalb nehmen auch diejenigen, die das Zeug hätten, einen Handwerksberuf zu erlernen, lieber einen Job bei McDonalds an“, sagt Kutlay.

Die meisten der jungen Flüchtlinge litten unter Einsamkeit, Misserfolgen in Ausbildung und Arbeit, dazu breche oft die Erinnerung an traumatische Erlebnisse hoch. Da es nicht genügend Therapieplätze gibt, bilden sich einige der Mitarbeiter in traumatherapeutischer Beratung fort.

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