Langenfeld: Ob Mini- oder Nobel-Hobel – Gerhard Schmitz hat sie alle

Ein Langenfelder hat in 40 Jahren eine weltweit einzigartige Sammlung rund ums Holzhandwerk zusammengetragen.

Langenfeld. Gerhard Schmitz ist ein Sammler. Der Langenfelder hortet aber keine Briefmarken und auch keine Oldtimer, sondern Holzwerkzeuge. Und nicht nur das: Er sammelt auch noch alles, was man mit diesen Werkzeugen herstellen kann. An sich ist das ja nichts Ungewöhnliches für einen Mann, der aus einer Handwerkerfamilie stammt. Wäre da nicht das Wort "Hobelmuseum" an seiner Tür. Denn der gelernte Gerüstbauer hat sich nicht zufrieden gegeben mit ein paar Hobeln im Keller, er hat direkt ein Museum aufgezogen.

Etwa 30.000 Holzhandwerkzeuge und mehr als 10.000 aus Holz gefertigte Werkstücke hat Schmitz in den vergangenen 20 Jahren zusammengetragen. "Das ist vermutlich die weltweit größte Sammlung dieser Art", sagt er stolz. Werkzeuge von über 60 traditionellen Holzhandwerksberufen, über 600 Spazierstöcke, 800 hölzerne Masken: Wer im Hobelmuseum nach Zahlen fragt, ist schnell bei Superlativen angelangt. "Die habe ich vor ein paar Tagen auf einem Antikmarkt für 15 Euro bekommen", sagt Gerhard Schmitz und zeigt auf zwei kunstvoll verzierte Spazierstöcke.

Den Überblick verliert der passionierte Sammler übrigens nicht. Er weiß ziemlich genau, ob er ein Werkzeug bereits besitzt und was ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Erst vor ein paar Wochen hat er durch Zufall einen 2,30 Meter langen Küfer-Hobel ersteigert. Preiswert, wie er sagt. Schmitz ist dafür mal eben durch den Tiefschnee nach Thüringen gefahren. Das gute Stück wartet jetzt darauf, für das Museum hergerichtet zu werden. Auch diese Arbeit übernimmt der Langenfelder selbst, unterstützt wird er dabei von Bekannten und den Enkelkindern.

Weite Reisen auf der Suche nach einem weiteren Kleinod fürs Museum gehören längst zum Alltag von Gerhard Schmitz. Über 5.000 Kilometer war er unterwegs, um in Spanien und Frankreich die Antikmärkte abzuklappern. Mitbringsel der halben Weltreise: Ein antiker Korkhobel aus Nordspanien. Für ein englisches Exemplar hat er auch mal 1.000 Mark auf den Tisch gelegt. Über eine Million Euro hat der selbstständige Gerüstbauunternehmer inzwischen in seine Sammlung investiert. Die 18.000 Mark für einen Nürnberger Zirkel aus dem 15. Jahrhundert waren ihm dann aber doch zu viel. Gerhard Schmitz lud damals den Verkäufer und die Presse ein, damit alle wenigstens einen Blick auf das wertvolle Stück werfen konnten, bevor es nach Japan verkauft wurde. Holzschuhe, Musikinstrumente, Skulpturen: Es gibt fast kein Werkstück aus Holz, das der Sammler nicht präsentiert.

Sein Museum hat er auf 200 Quadratmetern in einem eigens ausgebauten Dachgeschoss untergebracht. Dort erzählt er auch die Geschichte, wie alles begann. "Beim Aufräumen der Werkstatt meines verstorbenen Großvaters habe ich versteckt hinter Dachbalken über 100 Hobel gefunden", erinnert sich Schmitz. Als Jahre später der Blitz einschlug, brannte das Gebäude ab. Die Hobel waren für immer verloren. Gerhard Schmitz hat noch heute Tränen in den Augen, wenn er darüber spricht. Einige Jahre später fiel ihm in einem Düsseldorfer Antikladen ein alter Hobel ins Auge. Die Sammelleidenschaft erwachte, Gerhard Schmitz kaufte 30 Hobel für 150 Mark. Das war vor 40 Jahren, zwei Jahrzehnte später eröffnete er sein Hobelmuseum.

Seither führt er regelmäßig Besucher durch die Räume. Zwischendurch empfängt er auch immer wieder Fachleute aus aller Welt. Zu den wertvollsten Stücken gehört übrigens ein Hobel mit Drachenkopf aus dem Jahr 1837. Der kleinste Hobel misst gerade mal acht Millimeter. "Ich möchte dazu beitragen, die Traditionen der vormaschinellen Handwerkskunst zu erhalten", sagt er. Und er wird nicht müde, in ganz Europa nach Raritäten Ausschau zu halten.

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