Kreis Mettmann: Der Kronzeuge für Darwin

Das Jahr 2009 steht ganz im Zeichen des britischen Naturforschers, dessen Evolutionstheorie untrennbar mit der Entwicklung des Neandertalers verbunden ist.

Kreis Mettmann. In seinem Buch "Die Entstehung der Arten" beklagt der britische Naturwissenschaftler Charles Darwin im Jahr 1859 das "Fehlen von fossilen Übergangsgliedern" zum Beweis, dass es Verbindungen zwischen dem Menschen und seinen "affenähnlichen Urerzeugern" gibt. Zu dieser Zeit kämpfte hierzulande der Elberfelder Naturforscher und Lehrer Johann Carl Fuhlrott um die Anerkennung der Knochenfunde aus der Feldhofer Grotte im Neandertal.

Denn Fuhlrott war sich sicher, dass es sich bei den im Jahr 1856 entdeckten, versteinerten Knochen samt einer Schädelkalotte um die Reste eines urzeitlichen Menschen handeln müsste. Nachdem 2006 das Neanderthal Museum den 150. Jahrestag des Knochenfundes feiern konnte, steht in diesem Jahr Darwin im Vordergrund. 2009 wird nämlich mit einem Doppeljubiläum weltweit das "Darwin-Jahr" begangen: Die Evolutionslehre wird 150 Jahre alt, und der Geburtstag von Charles Darwin jährt sich am 12.Februar zum 200. Mal.

Zwar gab es nie einen direkten Kontakt zwischen Darwin und Fuhlrott, doch für das Neanderthal Museum sind der britische Forscher und seine Evolutionstheorie ein wichtiges Fundament für die wissenschaftliche Forschung. "Selbst Darwin, der darüber schon Jahrzehnte nachgedacht hatte, wagte es nicht, das frühzeitig auszusprechen. Drei Jahre, nachdem der Fund im Neandertal gemacht worden ist, hat er sein Buch ,Origin of the spezies’ veröffentlicht und zum ersten Mal umfassend dargelegt, dass es eine Evolution des Lebendigen gibt, zu der auch der Mensch gehört", sagte Museumsdirektor Gerd-Christian Weniger in einem WZ-Interviews. "Der Neandertaler war von dem Moment an der Kronzeuge dafür, dass die Evolutionstheorie des Charles Darwin nicht nur für Einzeller, sondern auch für den Menschen gilt. Und deswegen ist der Neandertaler so berühmt geworden."

So sicher sich Darwin bei seiner Sache war, es fehlten ihm aber handfeste Beweise. So verwies er darauf, dass "diejenigen Gegenden, welche am wahrscheinlichsten solche Reste darbieten, die den Menschen mit irgend einem ausgestorbenen affenähnlichen Geschöpfe verbinden, bis jetzt von Geologen noch nicht untersucht sind". Erst als der britische Forscher und Geologe Charles Lyell, ein Freund Darwins, 1860 einer Einladung von Fuhlrott folgte, gab es eine erste Bestätigung. 1871 veröffentlichte Darwin dann seine Abhandlung "Die Abstammung des Menschen".

Bis dahin hatten schon andere kräftig versucht, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Als der Berliner Anatom und Prähistoriker Rudolf Virchow die Skelettreste aus dem Neandertal untersucht hatte, kam er zu dem Ergebnis, dass die besonderen Merkmale der Gestalt, besonders die auffallenden Augenwulste, durch Krankheiten verursacht wurden. Der Bonner Anatom Franz Josef Carl Meyer vermutet gar, dass "der Schädel von einem Flüchtling des Heeres der Russen herrührt, die 1814 in der Umgebung des Düsselthales lagerte, um am 14.Januar 1814 über den Rhein gegen Frankreich zu ziehen." Und noch heute wird Darwins Theorie abgelehnt. Die Kreationisten berufen sich auf die reine Schöpfungsgeschichte in der Bibel.

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