Mettmann. Seine letzten Stunden verbrachte Kob Hannes in der Kneipe. Ein paar Stunden Kartenspielen mit den Spießgesellen im Gasthof zur Schöllersheide: Das war sein letzter Wunsch, bevor er hingerichtet wurde.
Der Todeskandidat soll sorglos und heiter gezecht haben, bevor sich der angereiste Scharfrichter seiner annahm. Im Vorbeigehen soll er ihn geköpft haben, was dem Räuberhauptmann quasi post mortem seinen Spitznamen „Köpp Hannes“ eingebracht haben soll.
Der Baum, unter dem er begraben wurde, soll schnell verdorrt sein. „Und heute kündet kein Strauch von jenem unglücksseligen Wald. Dem Ackerboden, der aus ihm wurde, blieb der Name Galgenfeld“, ist beim Chronisten Gustav Kuhs zu lesen.
Nun könnte man ja meinen, dass da ein Räuber seine gerechte Strafe bekommen hat. Und tatsächlich hat Kob Hannes im Kreis Mettmann durch seine keineswegs zimperlichen Beutezüge von sich Reden gemacht.
Dennoch sprach man keineswegs nur schlecht über den braven Weber, der des Nachts unterwegs war, um denen ihr Hab und Gut zu stehlen, die seiner Ansicht nach genug davon hatten. So sollen auch schon mal dort plötzlich Ziegen im Stall gestanden haben, wo vorher nur Armut herrschte.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mit Kob Hannes war den Ordnungshütern vor mehr als 200 Jahren quasi ein „Robin Hood aus der Provinz“ ins Netz geraten. Zumal er es offenbar bestens verstand, seinen dunklen Schatten hinter einer sauberen Fassade zu verbergen.
Des Öfteren war die Polizei am Auerbaumer Hofe zwischen Mettmann und Schöller angerückt, um dort nach Diebesgut zu suchen. Stattdessen fanden sie den Hofbesitzer am Webstuhl vor, der dort mit seiner Schwester in einem kleinbürgerlichen Haushalt lebte.
Ein Biedermann, der Haus und Garten pflegte und darauf achtete, dass im Gartenzaun keine Latte fehlte. Kob Hannes liebte keine Besuche in seinem Hause und hatte mit der Kirche nichts am Hut, was auch schon mal die Gottesleute gegen ihn aufgebracht haben soll.
Irgendwann soll ihm jedenfalls das brave Weberleben nicht mehr genügt haben. Er schloss sich vagabundierenden Räuberbanden an, machte dort Karriere als Räuberhauptmann und überfiel nicht nur die umliegenden Höfe, sondern auch Reisewagen und Postkutschen. Er hatte es auf das Geld anderer Leute abgesehen, die er kurzerhand in seinem Keller umbrachte. Bis man ihm auf frischer Tat das Handwerk legte und ihm dem Richter übergab.
Als man ihm also so endlich auf die Schliche gekommen war, fesselte man ihn an Händen und Füßen im Schlossturm. Diesmal konnte er noch fliehen und sich bis nach Holland durchschlagen, von wo aus er einen zynischen Brief verfasste: „Wer stehlen will und sich nicht lassen hangen, muss sich in Schöller lassen fangen“.
Allerdings sollte ihm das Räuberglück nicht allzu lange hold bleiben. Nach eifrigen Verhandlungen mit den Holländern lieferten diese den Sünder schließlich aus. Wieder in Schöller angekommen, wurde der Unhold erneut im Turm eingesperrt.
Man setzte ihn diesmal in einen Korb, der an einer Stange befestigt war und zur Turmluke hinaushing. Und damit war´s noch nicht genug. Glaubt man den Geschichten, die man sich in Schöller immer noch hier und da erzählt, so soll der Auerbäumer Hannes zu allem Übel auch noch mit Honig bestrichen worden sein, um ihn von Bienen und Wespen zerstechen zu lassen.
Was ihn, wie schon gesagt, in seiner letzten Stunde nicht davon abhielt, sich seine letzten Stunden gut gelaunt in der Kneipe zu vertreiben.