Kreis Mettmann Beim Joggen Müll aufsammeln

Kreis Mettmann. · Karsten Jaschke läuft gerne und viel. Wegen Corona kann er derzeit allerdings an keinem Wettbewerb teilnehmen, da sie ausfallen. In einer virtuellen Laufgruppe kam dann die Idee auf, ploggen zu gehen: Joggen und dabei Müll aufsammeln.

 Karsten Jaschke läuft mit einer Mülltüte durch den Wald und sammelt Abfall ein. Er ist immer montags im Hildener Osten unterwegs und hat bisher rund 500 Liter Verpackungen und Dosen eingesammelt.

Karsten Jaschke läuft mit einer Mülltüte durch den Wald und sammelt Abfall ein. Er ist immer montags im Hildener Osten unterwegs und hat bisher rund 500 Liter Verpackungen und Dosen eingesammelt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Karsten Jaschke schafft einen Kilometer in einer Zeit von unter vier Minuten. „3:45 Minuten“, präzisiert er. Dafür trainiert er fast jeden Tag. Wenn der Hildener jedoch montags unterwegs ist, kommt er nur auf einen Schnitt von acht bis neun Minuten pro Kilometer. Dann hat er statt der Wasserflasche einen Müllbeutel in der Hand und sammelt leere Getränkeflaschen, Plastikverpackungen und anderen Unrat vom Weg und den angrenzenden Flächen ein. Plogging heißt dieser Trend, der vor vier Jahren in Skandinavien erfunden worden ist. Das Wort setzt sich zusammen aus dem schwedischen Wort „Plocka“ und dem englischen „Jogging“.

Wegen Corona nur
noch virtuelle Wettbewerbe

Vor rund drei Monaten ist Karsten Jaschke zum ersten Mal ploggen gegangen. Er gehört zu einer Laufgruppe, die sich über die Strava-App zu Läufen verabredet, sich austauscht und auch kleine Wettbewerbe veranstaltet. Wegen Corona mussten alle Laufveranstaltungen abgesagt werden. Es bleiben nur die virtuellen Wettbewerbe, bei denen die Teilnehmer allein unterwegs sind und die Leistungen später verglichen werden. „Irgendwann machte unser Administrator den Vorschlag, ploggen zu gehen“, erinnert sich der 53-Jährige. Er hatte ein paar Wochen zuvor erstmals von dem neuen Trend gehört und fand die Idee witzig.

Am nächsten Tag schnappte sich Karsten Jaschke einen Müllbeutel und ging im Stadtwald auf die Suche nach Abfall. Lange musste er nicht suchen. Der 30-Liter-Sack war schnell mit Dosen, Flaschen, Verpackungen und Tüten eines Fastfood-Restaurants gefüllt. Alles nimmt Hildener aber nicht mit. „Ich mache einen Bogen um Hygieneartikel, und einen Mundschutz fasse ich auch nicht an“, sagt er. Handschuhe trägt der Sportler nicht, andere Plogger jedoch packen ohne Schutz keinen Müll an. Das macht jeder so, wie es ihm gefällt.

Mehr als 500 Liter Müll, den er zu Hause in seiner eigenen Tonne entsorgt, hat Karsten Jaschke in den vergangenen drei Monaten bereits eingesammelt – und er sucht Nachahmer. „Ich habe schon sehr viele positive Reaktionen erhalten“, sagt er. Vor kurzem hielt sogar ein anderer Läufer an und will nun selbst auch ploggen gehen. Um möglichst viele Menschen zu animieren, hat der 53-Jährige auch die Sozialen Medien bemüht und war von der Resonanz überwältigt. „Jeder kann sich einfach einen Müllbeutel schnappen und Abfall einsammeln“, sagt er.

Bisher hat er noch niemanden gesehen, der wie er mit Müllbeutel durch den Wald läuft und Unrat aufliest. „Aber ich bin auch nicht den ganzen Tag im Wald unterwegs“, sagt er. Vielleicht gibt es ja auch andere Plogger.

Auch „Itterstones“
gehören zu den Fundstücken

Wer sich Karsten Jaschke anschließen möchte, muss montagabends einfach mal im Hildener Osten nach einem Läufer mit Müllbeutel in der Hand Ausschau halten. „Bei Facebook haben jedenfalls ein paar Leute geschrieben, dass sie auch mal ploggen gehen möchten.“ Jaschke findet aber nicht nur Müll im Wald. „Seitdem ich genauer hinschaue, finde ich immer wieder Itterstones“, sagt er. Das sind bemalte Steine, die die Mitglieder einer Facebookgruppe überall verteilen. Wer einen findet, nimmt ihn mit und setzt ihn dann an einer anderen Stelle wieder aus. So reisen die Steine durch die ganze Welt. „Das macht mir Freude“, sagt der Mann, der anderen Menschen mit seinem Hobby Plogging eine große Freude macht.

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