Hilden: Schulmodell für Modellschule

Ein Gymnasium und eine Realschule in Hilden wollen gemeinsame Eingangsklassen für Fünftklässler bilden.

Hilden. "Zusammenarbeit" ist das Credo von Udo Kotthaus. Diese pflegt der 56-Jährige als neuer Schulleiter des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Hilden seit August mit seinem Kollegium und mit seinem Kollegen Otmar Scholl von der Wilhelmine-Fliedner-Realschule. Beide Schulen bilden das Evangelische Schulzentrum an der Gerresheimer Straße. Mit zusammen mehr als 1800 Schülern ist es das größte Schulzentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Im Kleinen wird diese Zusammenarbeit bereits gepflegt (vor vier Wochen wurde eine gemeinsame Theater-AG gegründet), im Großen könnte sie dem Schulzentrum einen Modellcharakter bescheren. Vorausgesetzt, der Kirchenrat und die Bezirksregierung spielen mit, würde die Diskussion um das deutsche Schulsystem um eine Variante bereichert: gemeinsame Eingangsklassen von Gymnasium und Realschule sowie größere Durchlässigkeit beim Wechsel von einer Schulform in die andere.

"Wir legen ein größeres Augenmerk auf die Übergänge", sagt Kotthaus über das Modell. Dazu gehört einerseits, dass Viertklässler ohne eindeutige Empfehlung für eine der beiden Schulformen zunächst zwei Jahre eine "Orientierungsklasse" besuchen. Erst danach werden sie auf Gymnasium oder Realschule aufgeteilt.

Die nach dieser Orientierungsphase getroffene Entscheidung müsse aber keinesfalls endgültig sein. Angedacht ist zudem, dass Realschüler vor einem möglichen Übergang in die gymnasiale Oberstufe von Lehrern des Gymnasiums unterrichtet werden. Sie sollen so einen Eindruck davon erhalten, was auf sie zukommt.

"Im Vorjahr hatten wir 25Schüler, die trotz gymnasialer Eignung zur Realschule gegangen sind", sagt Kotthaus zu den Gründen, die letztendlich dazu führten, die im Schulzentrum bereits gepflegte "große Durchlässigkeit in der fünften und sechsten Klasse" ausweiten zu wollen. "Dafür brauchen wir keinen neuen Schulversuch", sagt Kotthaus, der kein Freund einer neuen Einheitsschule ist: "Wir müssen innerhalb des Systems schauen, was möglich und machbar ist."

Einmal auf den Geschmack gekommen, könnte die Zusammenarbeit auch weiter ausgedehnt werden: Das Internat auf dem Schulgelände ist bereits in die Theater-AG eingebunden, geplant ist zudem eine gemeinsame Projektwoche. "Das gibt uns mehr Möglichkeiten - auch finanziell", sagt Kotthaus.

Beide Schulen könnten zudem gemeinsam ein Schulfest feiern. Darin könnte auch ein Gemeindefest der Evangelischen Kirchengemeinde Hilden integriert werden. Berührungsängste kennt der Leiter des Gymnasiums da nicht. Sogar die Zusammenarbeit mit der katholischen Theresienschule auf der anderen Straßenseite hält er für ausbaufähig.

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