Heiligenhaus: Lovestory, Heimatkrimi und Gedichte in einem

Mit 20 Co-Autoren hat Pia Helfferich aus Heiligenhaus eine Kreis-Anthologie herausgegeben, die es im Buchhandel gibt.

Mettmann/Heiligenhaus. Die Erinnerung ist eine sonderbare Sache. Sie funktioniert, wie sie will, hält skurrile, unbedeutende, schöne, herbe Details fest in ihrem Reich oder lässt sie los ins Nirwana. Wer solche Gedanken allerdings notiert, ist ein (vielleicht) bedeutender Chronist seiner Zeit. Und so könnte auch die Anthologie "Wörter im Kreis" ein echtes Zeitdokument sein - auf 164 Seiten und mit Leben gefüllt von 20Autorinnen und Autoren. Initiiert hat sie die 32-jährige Pia Helfferich.

Wörter sind das Metier der studierten Germanistin, die in Heiligenhaus geboren wurde und nach Studienjahren in Düsseldorf und ihrer Promotionszeit in Hildesheim nach Heiligenhaus zurückkehrte. "Natürlich ist das hier ein ganz anderes literarisches Leben als in Düsseldorf oder Hildesheim. Aber es gibt durchaus heimische Autoren von Format", sagt sie, "nur nichts Gesammeltes". Also be- schloss Pia Helfferich im Sommer 2008, eine Anthologie mit den Schreibern der Region zu publizieren. Kriterien fürs Mitmachen waren, entweder im Kreis Mettmann geboren oder wohnhaft zu sein. Im Februar dieses Jahres endete die Ausschreibung, und seit wenigen Tagen ist das fertige Werk im Buchhandel zu bekommen (siehe Infokasten).

"Die Resonanz war riesig", fasst die Initiatorin zusammen. Wahlweise konnten sich die Teilnehmer mit Gedichten oder Kurzgeschichten bewerben. "Aus 70 Einsendungen musste ich 20 Beiträge aussuchen." Selbst mitgemacht hat sie übrigens nicht. "Das wäre doch peinlich, sich selbst auszuwählen."

In der Sammlung erscheinen nun die Limericks der Ratingerin Elisabeth Kuhs: Sie schrieb über einen "rüstigen Rentner aus Mettmann / der sagte, ich setzte Fett an", die letzten Lebensminuten einer in Alaska Kanu fahrenden jungen Frau, verfasst von Nadine Boos aus Erkrath, und des Haaners Volker Derouraux, der gedichtet hat.

"Es war schwierig, die für das Buch bestimmten Beiträge auszuwählen", sagt Pia Helfferich. Nach einem Schulnotensystem wurde jeder Text bewertet, außerdem sollte die Mischung stimmen. "Ich wollte auch für eine thematisch interessante Verteilung sorgen."

Nun gibt es neben den in Mundart formulierten Heimatgedichten des Velberters Hans Berwing einen von Uwe Post aus Erkrath verfassten Kurzkrimi, der in Düsseldorfs angesagtem Medienhafen spielt. Dazu gesellen sich einige Liebesgedichte, und in der Science-Fiction-Story der Monheimerin Ute Mrozinskis landet der Leser auf einem fremden Planeten. "Die Sachen, die nicht den Weg ins Buch fanden, waren nicht schlecht. Aber altersweise Reime kamen beispielsweise schlichtweg zu häufig vor."

Mit der Anthologie möchte Pia Helfferich nicht nur (Hobby-)Schreibern eine Plattform bieten. "Die Anthologie ist eine Auswahl - und so etwas wie die Gelben Seiten." So ist im Kapitel "Adressen" nachzulesen, wo im Kreis regelmäßig Lesungen stattfinden oder zum Beispiel, welche Autorengruppen es gibt.

Die Autorengruppe "Wörter im Kreis" konnten Interessierte anlässlich der Aktionswoche "Deutschland liest" kennen lernen. "Acht bis zehn Autoren haben dabei ihre Geschichten vorgestellt", so Pia Helfferich. Eine von vielen Veranstaltungen, wie sie im neuen Jahr regelmäßig stattfinden sollen. "Das soll keinesfalls einmalig gewesen sein."

"Zwischendurch dachte ich ‚Nie wieder’", bekennt Pia Helfferich rückblickend - vor allem, wenn sie an ihre Arbeitszeit nicht selten bis 3Uhr nachts denkt. "Jetzt weiß ich aber: Es hat sich gelohnt."

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