Zweimal überfallen: Ehepaar leidet immer noch

Bei „Aktenzeichen XY“ war der Einbruchsfall am Mittwoch Thema — und die Resonanz der Zuschauer sehr groß.

Haan. Dreimal war Kriminalhauptkommissar Siegfried Jörss in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ zu Gast. „Aber so eine Resonanz wie auf den Fall in Haan habe ich noch nicht erlebt“, sagte der 56-Jährige vom Kriminalkommissariat 12 der Kripo Mettmann gestern im WZ-Gespräch.

Es gingen nicht nur Hinweise auf die Beute (Goldmünzen im Wert von mehr als 14 000 Euro) und verdächtige Fahrzeuge ein, auch Hilfsangebote aus ganz Deutschland wurden gemacht. „Viele Anrufer haben nach einem Spendenkonto für die Geschädigten gefragt“, sagte Jörss. „Und ein Metallbetrieb aus Fröndenberg macht ihnen das Angebot, ihre Fenster kostenlos zu vergittern.“

Denn in dem längsten Beitrag der 90-minütigen Sendung am Mittwochabend ging es nicht nur darum, die Tathergänge der zwei Einbrüche in das Haus eines älteren Haaner Ehepaars nachzustellen, sondern auch die psychischen Folgen für die Opfer aufzuzeigen, „die wahrscheinlich nie aufhören“,befürchtete Jörss.

Wie berichtet, wurde ein Ehepaar in seinem Haus gleich zweimal überfallen. Danach ist für die Eheleute nichts mehr, wie es einmal war. Zwei Monate lang übernachten sie jede Nacht im Hotel. „Sie finden nicht zurück in den Alltag“, hieß es in dem Beitrag. „Sie haben Angst, dass sich der Alptraum wiederholt.“

Inzwischen leben der heute 84-Jährige und seine 85 Jahre alte Frau wieder in ihrem Haus. „Der Mann schläft wieder ganz gut“, sagte Jörss. Er besucht das Ehepaar regelmäßig. „Aber die Frau schläft keine Nacht, schreckt bei jedem Geräusch auf.“

Dennoch haben sich die Eheleute laut Jörss die Sendung im Fernsehen angesehen. „Sie fanden die Darstellung sehr realistisch, genauso sei es geschehen“, sagte er. Noch gestern wollte er die Haaner besuchen, um ihnen von dem Angebot des Metallbetriebs und der Spendenbereitschaft vieler Fernsehzuschauer zu berichten. Denn für die Übernachtungen im Hotel hat das Ehepaar sein restliches Erspartes so gut wie aufgebraucht.

So einen Fall wie den in Haan hat Jörss in seiner beruflichen Laufbahn noch nicht erlebt. „Das war ein Einbruch, der anscheinend aus dem Ruder gelaufen ist“, sagte er. Denn die zwei Männer, die am Freitag, 16. Dezember 2011, über die Terrassentür in das kleine Eckhaus eindrangen, wurden von dem damals 83-Jährigen gestört. Die zwei Täter attackierten ihn, sprühten ihm Reizgas in die Augen und flüchteten überstürzt.

Ihre Beute: 2000 Euro Bargeld und eine Handtasche, in der sich unter anderem eine EC-Karte und ein Schlüsselbund mit dem Tresorschlüssel befinden. Mit der EC-Karte wurde im 30 Kilometer entfernten Sprockhövel gegen 6 Uhr morgens versucht, Bargeld abzuheben. Nach mehreren Versuchen muss der Unbekannte vor den Augen der Überwachungskamera schließlich aufgeben.

Die Opfer leben derweil in Angst. Realistisch zeigte der Fernsehbeitrag, wie sehr das Ehepaar in Furcht vor einem erneuten Einbruch lebt, wie nervös es gerade nachts auf Geräusche im Haus reagiere. Es ließ alle Schlösser auswechseln, sicherte die Terrassentür und installierte eine Alarmanlage.

Doch das alles konnte den nächsten Überfall 20 Tage später nicht verhindern. Drei Männer brachten die Eheleute in ihre Gewalt, um zu erfahren, wo sich der Tresor befindet. Obwohl die Männer von der Polizei gestört wurden, gelang ihnen die Flucht mit dem Tresor und dem Notgroschen ihrer Opfer, den Goldmünzen.

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