Weniger Geld für Senioren

Die Stadt kürzt die Zuschüsse für die Seniorenarbeit. Das stellt die Awo vor große Probleme.

Haan. „Es ist ein Paradoxon, was wir hier machen“, sagt Frieder Angern. Der Vorsitzende des Awo-Ortsvereins ist sauer. „Seit drei oder vier Jahren arbeiten wir hier finanziell am Limit. Einerseits sind wir gesellschaftlich als notwendig anerkannt, finanzpolitisch wird unsere Arbeit aber nicht entsprechend honoriert.“

Im Klartext heißt das: Die Stadt Haan kürzt die Zuschüsse für die erfolgreiche Seniorenarbeit der Awo weiter. Nur mit Hilfe von Spenden kurz vor Weihnachten konnte Kassierer Bernd Schusky einen ausgeglichenen Haushalt für 2012 vorweisen.

Der Treff für Alt und Jung an der Breidenhofer Straße 7 ist besonders von den Kürzungen betroffen. Hier leisten Margit Thomas, Leiterin des Treffs, und ihre Stellvertreterin Jutta Barz seit Jahren erfolgreiche Seniorenarbeit: „Essen auf Rädern“, Demenzkreise und Informationsnachmittage zum Thema Altersvorsorge und Busreisen für aktive Senioren, Wanderausflüge, Seniorenschwimmen, gemeinsames Kegeln und vieles mehr gibt es dort. Alles Angebote, die von den Haanern dankend angenommen und von der Stadt begrüßt werden. „Im vergangenen Jahr hatten wir wieder 13 000 Besucher“, sagt Angern.

Doch wie bisher kann es nicht weitergehen. Bereits 2012 musste der Ortsverein aufwändige personelle Umstrukturierungen durchführen. Viele Aufgaben der hauptamtlichen Mitarbeiter haben jetzt Ehrenamtler übernommen. Darunter fallen die Vorbereitungen der einzelnen Gesprächsgruppen, wie Tische zusammenstellen und Kaffee kochen, aber auch sensible Tätigkeiten, wie Vier-Augen-Gespräche mit Besuchern, „die beispielsweise am Tag vorher eine schlimme Krebsdiagnose bekommen haben und deshalb dringend Ansprache benötigen“, sagt Margit Thomas.

Das geht weiter bei der Beratung für das Angebot „Essen auf Rädern“. Die sei nur noch übers Telefon möglich, was bei alten Menschen, die die persönliche Ansprache auch als Erinnerungsstütze brauchen, sehr schwierig sei.

Haus- und Krankenhausbesuche, die ebenfalls bisher Thomas und ihre Kollegin gemacht haben, wenn langjährige Besucher aufgrund von Krankheit oder Alter den Weg in die Einrichtung nicht mehr schaffen konnten, fallen ebenfalls völlig weg.

Auch die Fülle von fast 50 Ehrenamtlern können die sieben festen Mitarbeiter, von denen aber nicht jeder eine volle Stelle hat, nicht entlasten. „Persönliche Gespräche und Besuche können nur wir machen, weil die Menschen und schon Jahre kennen und sie nur zu uns das Vertrauen haben, das es braucht“, sagt Thomas.

Trotz der Kürzung von drei Personalstunden, der Erhöhung des Preises für „Essen auf Rädern“ um 60 Cent und ständige Werbung und Vorsprechen bei den zuständigen Verwaltungsmitgliedern, sagt Frieder Angern: „Es wird nicht besser sondern schlechter.“ Kassierer Bernd Schusky hat für das Jahr 2013 ein Loch von 7000 Euro im Haushalt und er sieht kein Mittel es zu stopfen. Angern fordert vom Kreis Mettmann und der Stadt Haan: „Wenn ihr eine solche Seniorenarbeit wollt, dann müsst ihr sie auch bezahlen.“

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