Umwelt-Giften auf der Spur

Schüler entwickeln Methoden zum Nachweis von gefährlichen Stoffen in Lebensmitteln.

Hilden. „Chemie ist das, was knallt und stinkt, Physik ist das, was nie gelingt.“ Generationen von Schülern kennen diesen Stoßseufzer. Für Schüler des Helmholtz-Gymnasiums (HGH) gilt das nicht. Seit 31 Jahren gibt es dort naturwissenschaftliche Arbeitsgemeinschaften, die regelmäßig Erfolge beim Wettbewerb „Jugend forscht“ erzielen. Auch in diesem Jahr haben die Gymnasiasten im Regionalwettbewerb wieder Preise abgeräumt (WZ berichtete).

Die Biologie-Studentin Fabienne Valerie Mieling (20) und Marvin Grotepaß (15) nehmen mit ihren Projekten nun am Landeswettbewerb teil. Beide haben sich ein ähnliches Thema ausgesucht: den Nachweis von Giftstoffen in Lebensmitteln. Marvin greift für sein Experiment auf Hefe zurück. „Hefe ist dem Menschen genetisch sehr ähnlich. Man kann salopp sagen: Was die Hefe gut verträgt, vertragen wir auch — was der Hefe schadet, ist auch für den Menschen schlecht“, sagt er. Ob es der Hefe gut geht, ist daran zu erkennen, wie munter sie sich teilt. Dieses Teilen versucht Marvin zu messen, indem er die dadurch entstehenden Gasperlen zählt.

Was einfach und logisch klingt, hat ihn ein Jahr harter Forschungsarbeit gekostet: Immer neue Tücken und Probleme sind beim Versuchsaufbau aufgetaucht. Immer wieder hat sich der Schüler andere Möglichkeiten einfallen lassen, bis seine Messung zuverlässig funktionierte. Betreuerin Roswitha Dickenscheid-Simon: „Das hat die Jury sicherlich mit anerkannt. Die Entwicklungsarbeit, die in Marvins Projekt steckt, ist enorm.“

Marvin hat konkrete Vorstellungen davon, wie seine Idee einsetzbar ist: „Das könnte teure Labortests ersetzen, eine einfache Möglichkeit für jedermann, zu Hause zu checken, ob Lebensmittel schadstofffrei sind.“

Speziell um die Giftigkeit von Plastik dreht sich die Arbeit von Fabienne Valerie Mieling. Die ehemalige HGH-Schülerin studiert inzwischen Biologie im ersten Semester, kommt aber trotzdem nach wie vor gerne zur Chemie AG. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, plastisch zu veranschaulichen, dass Plastik nicht so unschädlich ist, wie Industrie und Wirtschaft es glauben machen wollen. Dabei nutzt sie sogenannte Hydren — Süßwasserpolypen.

„Dass ich darauf gestoßen bin, war reiner Zufall. In der Uni züchten wir Hydren, und in einem Aufzuchtgefäß befand sich ein Stück Kunststoff. Mir fiel auf, dass dort wesentlich weniger Hydren entstanden als in den anderen Gefäßen“, sagt die Studentin. So stellte sie die Situation zu Hause nach, indem sie Hydren unter unterschiedlichen Bedingungen nachzüchtete: in „sauberen“ Behältern und in solchen mit den vier gängigsten Kunststoffarten. Den Verbrauchern begegnen diese Stoffe in Joghurtbechern, Plastiktüten, Lebensmittelverpackungen und den PET-Flaschen.

„Es gibt Grenzwerte, wie viel von diesen Stoffen in Lebensmitteln enthalten sein dürfen. Dabei wird jedoch nicht berücksichtigt, dass wir nicht nur einen Liter Wasser aus einer PET-Flasche trinken, sondern über Jahrzehnte hinweg täglich mehrere Liter. Das sammelt sich an“, sagt die 20-Jährige. Und genau das konnte sie mit ihrem Versuch nachweisen: Die genetisch auch dem Menschen sehr ähnlichen Polypen haben sich mit zunehmender Konzentration weniger vermehrt oder starben sogar ab.

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