Tapeten mit Tradition: Wandschmuck ohne Grenzen

Die Herstellung von Tapeten hat bei Familie Caspar eine 125-jährige Tradition.

Gruiten. Tapetenproduktion hat in den Räumen an der Hochstraße Tradition. Bis vor zwei Jahren lief im Keller des Gebäudes der Florian-Caspar-GmbH sogar noch die alte Tiefdruckmaschine. „Wir brauchten für 1200 Rollen Tapete zwölf Tonnen Papier, das war dann nicht mehr machbar“, sagt Geschäftsführer Michael Caspar: „Aber wir könnten die Maschine jederzeit wieder anwerfen, die ist noch angeschlossen.“ Dass das noch einmal der Fall sein wird, bezweifelt er jedoch.

Denn eine Etage höher läuft die Tonerdruckmaschine. Statt Papier zu bedrucken, versieht sie Vlies mit bunten Motiven — Comicmotive fürs Kinderzimmer, die New Yorker Skyline für die Lounge einer Bar oder ganz schlichte, stilisierte Pusteblumen fürs Schlafzimmer. „Vlies hat den Vorteil, dass man es trocken auf die eingekleisterte Wand bringen kann“, sagt Caspar und fügt hinzu: „Es hat Vorteile, etwas von Tapeten zu verstehen, allein nur die digitale Drucktechnik zu kennen, reicht nicht aus.“

Denn sein Unternehmen, das er mit seinem Bruder Jörg betreibt, produziert Digitaltapeten und setzt dabei vor allem Kundenwünsche um. „Wir bearbeiten jeden Designentwurf, jedes Foto, jede Grafik so lange am Computer, bis es als Tapete funktioniert“, sagt Caspar. Jeder Kundenwunsch wird umgesetzt — mit zwei Ausnahmen: Kinderpornografie und Hakenkreuze. „Aber auch das ist alles schon da gewesen“, sagt er und schüttelt den Kopf. Einen Fall habe er sogar zur Anzeige gebracht.

Sieben von insgesamt 20 Mitarbeitern beschäftigt er allein für die Bearbeitung der Motive am Computer. „Unser Angebot ist konkurrenzlos. Wir besetzen eine Nische und sind international tätig“, sagt er. Dabei verstehen er und sein Bruder ihre Tätigkeit immer noch als Handwerk. „Dieser Gedanke fehlt bei allen anderen Herstellern“, sagt er. Dazu gehören auch die Konstruktion neuer Maschinen zur Weiterverarbeitung ihrer Produkte und immer neue Ideen, was sich aus Tapete machen lässt.

Da ist zum Beispiel der große Tintenstrahldrucker im Keller, der geruchsfrei verschiedene Materialien in unterschiedlichen Breiten bedrucken kann. „Unser Ziel ist es, vier bis fünf dieser Maschinen anzuschaffen, um ganz flexibel sein zu können“, sagt Caspar, der auch stolz die neuesten Ideen aus dem Hause Caspar präsentiert. Darunter ist ein großer Aluminium-Rahmen, in den sich ein Bild, eine Grafik, ein großes Foto spannen lässt „Wenn man den Rahmen einmal hat, kann man das Motiv immer wieder auswechseln“, sagt Caspar. Stolz ist er auch auf die Lautsprecher, die sich hinter zwei Bildern verbergen und als solche gar nicht zu erkennen sind. „Die strahlen in alle Richtungen und haben einen ganz homogenen Klang“, sagt er. Ideal für Geschäfte.

Während er für die Visionen des Unternehmens zuständig ist, kümmert sich sein Bruder, der das Tapetenhandwerk von der Pike auf gelernt hat, um die technische Umsetzung. „Das Thema Tapete wird nie langweilig“, sagt Michael Caspar: „Wir können uns jederzeit neu erfinden.“

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