Streusalz aus Bosnien geliefert

Die chaotischen Straßenverhältnisse der vergangenen Tage haben ein politisches Nachspiel.

Hilden. Es ist ein gewaltiger Unterschied. Vor knapp einer Woche glich eine Fahrt durch Hilden einem Ritt über die Buckelpiste. Selbst auf den Hauptverkehrsachsen ging es nur im Schneckentempo vorwärts. Mittlerweile ist das Schnee von gestern: Zumindest die Hauptverkehrsstraßen sind wieder passierbar.

„Die Hauptverkehrsstraßen haben wir im Griff. Nun geht es daran, Neben- und Wohnstraßen wieder befahrbar zu machen“, sagt Bauhof-Leiter Ulrich Hanke: „Wenn jetzt endlich die Salzlieferungen stimmen, können wir etwas aufatmen.“

20 Tonnen des begehrten Gutes sind am ersten Weihnachtstag eingetroffen — aus Bosnien-Herzegowina. Allerdings zu einem, wie Hanke bestätigt, „überteuerten Preis“. So wie Anfang vergangener Woche, als 20 Tonnen Salz aus Rumänien kamen — für 400 Euro pro Tonne. Normalerweise werden 60 Euro pro Tonne bezahlt.

„Weitere Lieferungen — woher auch immer — folgen. Bis morgen sollen es insgesamt 48 Tonnen sein“, sagt Hanke, der auf den Januar hofft. Weniger, weil dann das Winterende näher gerückt ist, „sondern weil wir einen innerdeutschen Lieferanten gefunden haben, der uns über mehrere Tage verteilt bis zu 200 Tonnen zugesagt hat“, sagt Hanke.

Trotz dieses Lichtblicks hagelt es weiter Kritik. Im Bauhof steht das Beschwerdetelefon nach wie vor nicht still. Und die Politik fordert Aufklärung — fraktionsübergreifend. Sogar ein Untersuchungsausschuss wird angeregt. Dass Fehler gemacht wurden, hat Bürgermeister Horst Thiele (SPD) bereits eingeräumt: „Ich bedaure die vorgenommenen Fehleinschätzungen und die daraus resultierenden Folgen.“

Am dezidiertesten will es die dUH wissen. 18 Fragen umfasst der Katalog von Fraktionschef Ralf Bommermann an die Stadtverwaltung. Unter anderem will er wissen, ob es richtig sei, dass dem Bauhof das Angebot eines ortsansässigen Spediteurs vorlag, Salz in einer großen Halle lagern zu können.

Auch CDU, SPD, Freie Liberale und der ehemalige Fraktionsvorsitzende der CDU, Peter Schnatenberg, haben Fragenkataloge formuliert. „Es kann doch nicht sein, dass nirgendwo sonst solch chaotische Zustände herrschten wie bei uns“, sagt die kommissarische CDU-Fraktionschefin Marion Buschmann.

„Erst einmal müssen wir die Beantwortung der vielen offenen Fragen abwarten“, betont die SPD-Fraktionsvorsitzende Birgit Alkenings. Und Schnatenberg meint: „Dann können wir auch wieder darüber diskutieren, ob ein zweites Salzsilo Sinn hat — oder ob es nichts an der Situation geändert hätte. Sollte aber Fahrlässigkeit im Spiel sein, haben wir ein ganz anderes Problem.“

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