Strauss in Hilden vor dem Aus: Als Nachmieter wird ein Filialist gesucht

Nach drei Insolvenzen wird die Handelskette endgültig abgewickelt.

Strauss in Hilden vor dem Aus: Als Nachmieter wird ein Filialist gesucht
Foto: Olaf Staschik

Hilden. Strauss Innovation an der unteren Mittelstraße lockt — mal wieder — mit Tiefstpreisen. Noch sind die Regale gut gefüllt und augenscheinlich wird regelmäßig Nachschub geliefert. Fast täglich stoppt ein Lastwagen vor dem Geschäft und wird entladen. Im Ladenlokal sind wie üblich die Schnäppchenjäger unterwegs. Und doch ist alles anders: Strauss schließt diesmal endgültig. 670 Beschäftigte in 57 Filialen und der Hauptverwaltung in Langenfeld verlieren ihre Arbeit. Einige wohl schon Ende Dezember, andere voraussichtlich Ende Februar 2017. Letzteres gilt auch für Hilden.

Von den 13 Mitarbeitern des Ladens an der Mittelstraße sind viele schon seit langer Zeit dort beschäftigt. Alle schweigen eisern. — Wie es ihnen geht angesichts der drohenden Arbeitslosigkeit? — Kein Kommentar. Wer sich äußert, sind die Kunden. „Schade“, ist der häufigste Kommentar. Auch Renate Korting sagt das und ergänzt: „Die hatten eigentlich schöne Angebote, aber es hat nachgelassen.“ Sie kauft „nur gelegentlich“ bei Strauss ein, das Geschäft liegt ihr „zu weit abseits“. Loretta Muschwitz sucht sich gerade preiswerte Kerzen zusammen. „Traurig“ findet sie die geplante Schließung, „auch wegen der Mitarbeiter, die ihre Arbeit verlieren.“ Das Warenangebot der Handelskette gefällt ihr nur bedingt: „Bei der Kleidung war für mich schon seit Jahren nichts mehr dabei. Mein Sohn, der hat hier früher tolle T-Shirts gefunden. Ich war eher im Sommer zum Abkühlen hier drin und im Winter zum Aufwärmen. Bei der Gelegenheit habe ich immer eine Kleinigkeit gekauft.“ Peter Hancke wundert das Ende von Strauss nicht: „Vor 25, 30 Jahren war Strauss gut. Jetzt haben die nur noch Ramsch.“

Volker Hillebrand vom Stadtmarketing weiß, dass der Eigentümer der Hildener Strauss-Immobilie bereits erste Gespräche mit potenziellen Nachmietern führt: „Bei einer Geschäftsgröße von 1000 Quadratmetern wird wohl wieder ein Filialist nachrücken. Hoffentlich einer, der auch Heimtextilien anbietet, denn die fehlen dann in Hilden.“ Ihm tun die Mitarbeiter leid, die immer gute Ergebnisse erwirtschaftet haben: „Wenn alle Filialen so gelaufen wären wie die in Hilden, hätte es keine Insolvenz gegeben“, glaubt Volker Hillebrand.

Die Filiale in Hilden ist seit Jahrzehnten in der Innenstadt beheimatet. Sie gehört mit zu den ältesten des Traditionsunternehmens, das vor 114 Jahren in Düsseldorf gegründet worden ist — als Geschäft für Kurz-, Weiß- und Wollwaren durch die Eheleute Heinrich und Maria Strauss. In den folgenden Jahrzehnten wuchs das Unternehmen beständig und expandierte quer durch Deutschland. Es war lange ein Familienbetrieb.

Der in Hilden lebende Peter Geringhoff hatte erst für die Gründerfamilie gearbeitet und war zu Zeiten der Expansion einer der drei Eigentümer: „Unsere fünf Kinder haben alle mal in einer der Strauss-Filialen gearbeitet“, erinnert sich dessen Ehefrau Ingrid Geringhoff. In das Unternehmen einsteigen wollte allerdings keins von ihnen.

Geringhoff hat dann irgendwann seinen Anteil verkauft. „Er hat seitdem nie wieder eine der Filialen betreten“, sagt seine Frau. Das Ehepaar hat aus der Zeitung von der Insolvenz erfahren: „Wenn ich an die Mitarbeiter denke, die 30, 40 Jahre dort gearbeitet haben: Das ist schon bitter. Das macht mich traurig.

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