Zwei Monate nach der Umbenennung des Agnes-Miegel-Wegs berichtet ein Anwohner von seinen positiven und negativen Erfahrungen. Die Zustellung bereitet noch Probleme

Haan · Im Sommer haben zwei Straßen in Haan einen neuen Namen erhalten: Aus dem Agnes-Miegel-Weg wurde die Nelly-Sachs-Straße, aus dem Emil-Nolde-Weg der Anni-Albers-Weg. Wie haben Anwohner den „Umzug“ erlebt?

Der frühere Agnes-Miegel-Weg im Bereich Wiedenhof heißt jetzt Nelly-Sachs-Weg.

Der frühere Agnes-Miegel-Weg im Bereich Wiedenhof heißt jetzt Nelly-Sachs-Weg.

Foto: Köhlen Stephan (teph)

Seit 2019 wurde über historisch belastete Straßennamen in Haan debattiert. Im Sommer erfolgte die Umbenennung. Zweieinhalb Monate später sind Anwohner des Nelly-Sachs-Wegs zwar grundsätzlich zufrieden. Trotzdem gibt es immer noch nervige Zustellprobleme. Der ehemalige Agnes-Miegel-Weg und der frühere Emil-Nolde-Weg wurden im August dieses Jahres umbenannt. Seitdem befinden sich beide Straßen in einer Übergangsphase: Die ehemaligen Straßenschilder sind durchgestrichen, darunter sind die neuen Straßenschilder befestigt.

Ende 2020/Anfang 2021 gab es in den politischen Gremien intensive Diskussionen um das Namensthema. Anfang 2021 beschloss der Haupt- und Finanzausschuss die Umbenennung, die der Stadtrat allerdings erst ein Jahr später absegnete. Den neuen Straßennamen sollten die Einwohner für ihre eigene Straße wählen. Die Stadt machte selbst Vorschläge, aber auch Bürger konnten Anregungen geben. Die Stadt legte besonderen Wert auf die Bürgerbeteiligung und organisierte einen Bürgerdialog in der Stadtbücherei. Die eigensgebildete städtische Arbeitsgruppe setzte sich aus dem Stadtarchiv, der Bauaufsicht, der Stadtplanung sowie Zuständigen der Öffentlichkeitsarbeit für die Bürgerbeteiligung zusammen.

Die Anwohner ließen schließlich die Dichterin Nelly Sachs zur Nachfolgerin für Lyrikerin Agnes Miegel als Namensgeberin für die Straße im Gebiet Wiedenhof werden. Und im Bereich Thienhausen wurde Textilkünstlerin Anni Albers Nachfolgerin für den Maler Emil Nolde.

Martin Dall (57) wohnt jetzt also am Nelly-Sachs-Weg. Im Gespräch lobte er die Einbindung der Anwohner in den Prozess und äußerte sich zum größten Teil zufrieden. Die mehrmonatige Übergangsphase, die die Bürger angeregt hatten, gäbe die Zeit, die nötigen Ummeldungen „wie bei einem Umzug“ vorzunehmen.

Hierbei informierte die Stadt Haan alle öffentlichen Stellen, wie zum Beispiel die Feuerwehr, das Katasteramt des Kreises und Postdienstleister. Die Kosten der Ummeldung beim Straßenverkehrsamt seien ebenfalls von der Stadt getragen worden, informierte die Verwaltung auf Anfrage. Dies käme den Anwohnern sehr entgegen, räumt Martin Dall ein. Allerdings findet er, es wäre sinnvoller gewesen, die Hintergründe von Agnes Miegel bei der Benennung 1999 im Vorhinein zu berücksichtigen,

Schlussendlich hätten sich die Anwohner mit der neuen Situation arrangiert. Martin Dall nutzt die neue Adresse bereits. Dies funktioniere zwar in den meisten Fällen. Umso ärgerlicher sei es aber, wenn Pakete nicht geliefert werden können, da die neu benannte Straße noch nicht in allen Navigationssystemen – wie etwa Google Maps – hinterlegt sei.

Alternativ zu Umbenennungen, von denen nach Aussage der Stadt keine weiteren geplant sind, hatte der Projektgeschichtskurs des Gymnasiums Haan 2020/21 angeregt, mit Informationsschildern Passanten die Möglichkeit zu geben, sich selber ein Bild von den namensgebenden Persönlichkeiten zu machen. Diese Legendenschilder sollten zusätzlich zum kurzbeschreibenden Informationstext einen sogenannten QR-Code enthalten, der über die Kamera des Smartphones eingescannt zu einer Webseite der Stadt Haan mit weiteren Informationen führen würde. Diese Idee wurde für fünf Haaner Straßen umgesetzt. Vier von ihnen — Sedan-, Königgrätzer-, Alsen- und Düppelstraße — sind nach Schlachten benannt, sodass auf den Informationsschildern die historische Bedeutung und die Anzahl der gefallenen Soldaten nachgelesen werden können. Die fünfte Straße mit QR-Code ist die umgewidmete Moltkestraße, welche nun dem NS-Widerstandskämpfer Helmuth James Graf von Moltke, und nicht mehr dem preußischen Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke, gilt.

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