Hilden Hilden bekämpft die Obdachlosigkeit

Hilden. · Die Einrichtung Mühle kümmert sich um Menschen, die ihre Wohnung verloren haben.

 Auf einer Parkbank wie dieser Mann muss in Hilden kein Obdachloser schlafen. In Kreis und Land ist die Zahl der Menschen, die in Notunterkünften leben müssen, stark gestiegen.

Auf einer Parkbank wie dieser Mann muss in Hilden kein Obdachloser schlafen. In Kreis und Land ist die Zahl der Menschen, die in Notunterkünften leben müssen, stark gestiegen.

Foto: dpa/Martin Gerten

Eine bezahlbare Wohnung in Hilden zu finden, ist nicht leicht. Wenn man arbeitslos ist, negative Schufa-Einträge und Mietschulden hat, dazu noch krank und/oder behindert ist, ist das nahezu unmöglich. Dennoch ist es den Mitarbeitern der SPE Mühle 2018 gelungen, 46 Klienten mit den genannten Handicaps in 24 Wohnungen zu vermitteln. Weil die SPE Mühle über ein ganz besonders gutes Netzwerk verfügt und zuverlässig dafür sorgt, dass die Vermieter ihre Miete pünktlich erhalten. Und die Mieter auch weiter begleitet, mitunter jahrelang. Wenn es diese soziale Betreuung nicht gäbe, wären viele Kunden längst obdachlos und müssten dauerhaft in einer städtischen Notunterkunft leben. Dort wieder rauszukommen, ist sehr schwierig, erläutert die SPE Mühle in ihrem Jahresbericht für den Sozialausschuss.

Fehlt die zweite Monatsmiete, droht bereits die Obdachlosigkeit

Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes vom 19. September 2018 (Az: VIII ZR 231/17) können Vermieter eine fristlose Kündigung wegen Zahlungsverzugs hilfsweise mit einer ordentlichen Kündigung verbinden. Das bedeutet: Sobald die zweite Monatsmiete fehlt (das kann schon nach fünf Wochen der Fall sein), droht die Obdachlosigkeit. Wenn man an lange Bearbeitungszeiten von manchen Behörden denke, sei das alarmierend, schreibt die SPE Mühle.

Das Institut für Sozialplanung und Organisationsentwicklung hatte im vergangenen Jahr die Arbeit der SPE Mühle (Wohnungsnothilfe, Wohnungssicherung, Obdachlosenbertreuung und Sozialberatung aller Bürger) untersucht. Ergebnis: Der Verein leiste sehr gute Arbeit. Er brauche aber eine weitere Sozialarbeiterstelle. Die hat der Stadtrat jüngst bewilligt. Der Zuschuss der Kommune steigt ab 2020 auf 514 730 Euro pro Jahr.

 Das ist viel Geld, aber dennoch für die Stadt von Vorteil, erläutert Sozialdezernent Sönke Eichner. Ohne die erfolgreiche Arbeit der SPE Mühle würde es in Hilden mehr Obdachlose geben. Dann müsste die Stadt wesentlich größere Notunterkünfte vorhalten - und dafür mehr Mitarbeiter einstellen. „Durch die erbrachten Leistungen (der SPE Mühle) ist es gelungen, die Anzahl der betreuten Obdachlosen in Hilden stabil zu halten im Verhältnis zum Kreis und Land auf einem deutlich unterdurchschnittlichen Niveau“, lobt der Sozialdezernent. Neben der allgemeinen Sozialberatung für alle Hildener Bürger biete die SPE Mühle noch die freiwillige Verwaltung von 170 Kunden-Konten mit rund 13 000 Buchungen und einem Volumen von 1,9 Millionen Euro an. In 224 Fällen habe sie für ihre Klienten beim Jobcenter interveniert. Sönke Eichner: „Das alles könnte von städtischen Mitarbeitern nicht aufgefangen werden.“

Die Gutachter des Instituts für soziale Planung und Organisationsentwicklung haben auch vorgeschlagen, die Essens- und Wärmestube in der Schulstraße aufzugeben. Begründung: Sie werde fast ausschließlich von Menschen genutzt, die bereits von der SPE Mühle beraten werden. Der Personalaufwand und die Kostenstruktur der Essens- und Wärmestube sei bezogen auf die geringe Zahl der Nutzer „unangemessen“.

Die Stadt stellt die Räume für das „Café Mühle“ zur Verfügung und gibt einen Zuschuss zur Essen- und Wärmestube von 25 660 Euro. Sozialdezernent Sönke Eichner kann sich vorstellen, das Geld anders einzusetzen, sagt aber: „Der derzeit gültige Vertrag mit der Mühle sieht die weitere Bezuschussung der Essens- und Wärmestube vor. Wann die Essens- und Wärmestube geschlossen wird, ist noch nicht bekannt.“

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