Stadt listet ihr Bauland auf

Studie der Bertelsmann-Stiftung sagt Rückgang der Einwohnerzahl um 6,2 Prozent voraus.

Haan. Die in Deutschland lebenden Menschen werden immer weniger und immer älter. Dies ist keine neue Nachricht, schließlich wird schon seit einigen Jahren über den sogenannten demografischen Wandel diskutiert. Frische Zahlen, auch für die Städte und Kommunen, hat jetzt die Bertelsmann-Stiftung vorgelegt.

Bis 2030 soll sich demnach die Einwohnerzahl Haans um 6,2 Prozent verringern. Das sind 2,7 Prozent weniger als im Kreisdurchschnitt. Momentan leben in Haan 30 211 Menschen. Laut Studie wird das Durchschnittsalter der Haaner von derzeit 44,8 Jahren in 21 Jahren auf 47,7 Jahre steigen. Das wiederum hat Folgen für die Struktur der Bevölkerung. So prognostiziert der Bericht einen Rückgang der Frauen und Männer zwischen 25 und 44 Jahren bis 2030 um 1140 Personen. Gleichzeitig steigt in diesem Zeitraum die Zahl der älteren Menschen um 930.

„Darauf muss sich auch die Stadt einstellen“, sagt Planungsamtsleiter Jürgen Rautenberg. Schließlich lasse sich aus diesen Zahlen auch ein kommender Mangel an Fachkräften sowie ein steigender Bedarf an Pflegeplätzen ablesen. Weil die von Bertelsmann ermittelten Zahlen der Stadt aber noch zu grob und ungenau sind, soll im kommenden Jahr eine speziell auf Haan ausgerichtete Bevölkerungsprognose in Auftrag gegeben werden.

Ein Papier als Leitfaden, das die verschiedenen Aspekte des demografischen Wandels berücksichtigt und als Grundlage für künftige Entscheidungen dienen könnte, wie zum Beispiel ein Stadtentwicklungskonzept, gibt es nicht. „Da schaue ich schon mal neidisch zu den Nachbarstädten“, sagt Rautenberg: „Wir hangeln uns hier von Projekt zu Projekt.“

Das habe aber den Vorteil, dass die Stadt auf aktuelle Entwicklungen schnell reagieren kann. „So ein Konzept macht auch unflexibel“, sagt er und verweist auf die Aufgabe des Schulstandorts Bachstraße durch die Stadt und dessen Wiederbelebung durch den Kreis Mettmann, der dort eine Förderschule unterbringt.

Die Zahl der in Haan geborenen Kinder geht zurück, die Stadt muss deshalb nicht nur ihre Kindergartenbedarfsplanung angleichen, auch die Zahl der Schulstandorte steht zur Debatte. Darüber hinaus muss sie ihre Infrastruktur ebenso anpassen wie ihre Seniorenpolitik und die Entwicklung von Wohngebieten. Für Letzteres empfiehlt die Studie beispielsweise die Stärkung der Innenentwicklung. Bevor auf der „grünen Wiese“ neue Flächen für die Wohnbebauung ausgewiesen werden, sollen erst freie Flächen und Grundstücke im Siedlungsbereich bebaut werden. „Ein Student der Uni Dortmund ermittelt im Rahmen seiner Diplomarbeit die zurzeit freien Grundstücke in Haan“, sagt Rautenberg: „Dann müssen wir schauen, wie wir solche Flächen als Wohngebiete nutzen können.“

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