Kampf gegen die „Unselbstständigkeit“ Stadt Hilden startet nach den Ferien einen Wettbewerb gegen Elterntaxis

Hilden · Die dritten und vierten Klassen können nach den Ferien einen Ausflug ins Phantasialand gewinnen. Dafür müssen die Grundschüler nur darauf verzichten, mit dem Auto in die Schule gebracht zu werden.

 Wer seine Kinder mit dem Auto bis vor den Schuleingang fährt oder sie dort abholt, trägt dazu bei, dass die Unfallgefahr steigt.

Wer seine Kinder mit dem Auto bis vor den Schuleingang fährt oder sie dort abholt, trägt dazu bei, dass die Unfallgefahr steigt.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

(tobi) Wer morgens beispielsweise am Schalbruch und an der Augustastraße vorbeikommt, erlebt ein Verkehrschaos: Dutzende Autos knubbeln sich vor den Grundschulen, Eltern halten mit ihren Fahrzeugen überall, wo sie es eigentlich nicht dürfen, manche fahren genervt über Bürgersteige und gefährden dabei Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen. Elterntaxis haben sich in Hilden zu einem echten Problem entwickelt – nicht nur an der Elbseeschule am Schalbruch oder an der Wilhelm-Hüls-Schule an der Augustastraße. „Manche Eltern möchten ihre Kinder am liebsten bis in den Klassenraum bringen“, sagt Heiner Mies, Chef der Direktion Verkehr bei der Kreispolizei Mettmann. „Wer sein Kind mit dem Auto zur Schule bringt, erzieht es zur Unselbstständigkeit“, sagt er. „Die Kinder lernen nicht mehr, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden.“

Die Schulen kämpfen mit eigenen Projekten gegen diese Entwicklung. So hat die Elbseeschule beispielsweise Urkunden an Schüler verteilt, die zu Fuß zur Schule gehen. Ähnliche Aktionen gibt es auch an anderen Schulen.

Jetzt schaltet sich die Stadt ein und schafft einen neuen Anreiz: „Glückliche Schülerinnen und Schüler, die möglichst sicher und gefahrenfrei zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Roller zur Schule kommen - diesen Wunsch teilen viele Hildener Familien. Bürgermeister Claus Pommer und die Hildener Grundschulen möchten dafür werben, dass Eltern ihre Kinder darin unterstützen und sie nur in Ausnahmefällen mit dem Auto bringen. Deshalb findet nach den Sommerferien für alle dritten und vierten Klassen der Wettbewerb ,Bye Bye Elterntaxi‘ statt“, erklärt Stadtsprecherin Henrike Ludes-Loer.

Auf die Gewinner-Klassen
warten attraktive Preise

Sechs Wochen lang, vom 15. August bis zum 23. September, halten die Lehrkräfte laut Ludes-Loer nach, wie viele Mädchen und Jungen den Schulweg unmotorisiert zurückgelegt haben. „Die Schulklassen, die prozentual den geringsten Einsatz von Elterntaxen verzeichnen, gewinnen.“

Und der Gewinn kann sich sehen lassen: „Den drei Klassen, die es aufs Siegertreppchen schaffen, winkt als Preis jeweils eine Fahrt ins Phantasialand in Brühl. Die Plätze vier bis zehn können sich auf einen Ausflug ins Kletter- und Boulderzentrum Bergstation freuen“, erklärt Henrike Ludes-Loer weiter. Die Ehrung findet im Rahmen von Hildens erstem Mobilitätstag am 24. September statt. Hintergrund der Aktion ist die Beobachtung, dass der Autoverkehr rund um die Schulen enorm zugenommen hat und damit auch Stau, Stress und Huplärm. „Einige Eltern haben das Gefühl, dass es sicherer sei, das Kind mit dem Auto direkt an den Schuleingang zu bringen“, berichtet Bürgermeister Claus Pommer. „Leider tragen sie gerade durch dieses Verhalten dazu bei, dass die unmittelbare Gefahr durch Unfälle steigt.“

Kinder, die den Schulweg statt im Auto zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Roller zurücklegen, kennen die wichtigsten Verkehrsregeln nicht nur in der Theorie, sondern wenden sie auch regelmäßig in der Praxis an, erklärt Ludes-Loer weiter. Sie nehmen aktiv und selbstständig am Straßenverkehr teil und bewegen sich außerdem. Bürgermeister Claus Pommer hofft deshalb, mit der Aktion mehr Kinder und Eltern für den Fußmarsch zur Schule begeistern zu können und damit Elterntaxis langfristig auszubremsen.

(tobi)
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