Spielhallen sind unerwünscht

Noch hat die Sparkasse ihre ehemalige Filiale an der Benrather Straße nicht verkauft. Mit Betreibern von Spielhallen soll nicht verhandelt werden.

Hilden. Seit März residiert die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert in ihrem noblen und modernen Neubau an der Mittelstraße.

Auf drei Geschossen sind 110 Mitarbeiter für die Kunden da — und das mitten in der Fußgängerzone. „Ein ungemeiner Standortvorteil“, findet Sparkassen-Pressesprecher Jochen Schäfer.

Einhergehend mit dem Umzug erfolgte damals jedoch auch die Schließung der Filiale an der Benrather Straße/Ecke Bahnhofsallee, deren Mitarbeiter ebenfalls mit zur Mittelstraße wechselten. Seitdem steht der rote Klinkerbau mit dem Charme der 1960er-Jahre leer und wartet auf bessere Zeiten.

Fest steht, dass die Sparkasse die ehemalige Filiale nicht vermieten, sondern direkt verkaufen will. „Weil wir in absehbarer Zeit keine Verwendung mehr für das Haus haben“, sagt Schäfer.

Was potenzielle Nachfolger beziehungsweise Käufer angeht, bestätigt der Pressesprecher, „dass es einige Interessenten für das Gebäude gibt“. Namen möchte er allerdings nicht nennen.

„Dafür ist es viel zu früh. Schließlich haben wir noch nicht mal konkrete Gespräche geführt.“ Das Einzige, was sich Schäfer entlocken ließ, ist, „dass wir keine Verhandlungen mit einem Spielhallen-Betreiber führen“.

Nach WZ-Informationen gehörte nämlich der Besitzer eines solchen Kasinos zu den Ersten, die sich um den Leerstand bemühten. „Ja, ein Spielhallen-Betreiber war dabei“, bestätigt Hildens oberster Wirtschaftsförderer Peter Heinze. Ihm wäre es zwar lieber, wenn an der Straßenecke Büros, Praxen oder Ähnliches einziehen würden, „aber die Anfrage ist legitim“.

Zumal es sich bei dem Standort um ein sogenanntes Mischgebiet handele, in dem Wohnbebauung und gewerbliche Nutzung Tür an Tür liegen. „Und in einem Mischgebiet sind Spielhallen nun mal erlaubt.“

Die Crux: Hilden ist in Sachen „Glücksspiel“ in Nordrhein-Westfalen so weit vorne, dass jede weitere Ansiedlung bei den Verantwortlichen im Rathaus nur noch ein Naserümpfen hervorbringt. Denn glücklich ist niemand, dass die Stadt mittlerweile den Ruf von „Las Vegas an der Itter“ hat.

Laut einer Erhebung des Arbeitskreises Spielsucht gibt es in Nordrhein-Westfalen 18 Geldspielgeräte je 10 000 Einwohner, im Kreis Mettmann sind es im Durchschnitt 16 Automaten. Das ist allerdings nichts im Vergleich zu Hilden: Von 26 Geldspielgeräten je 10 000 Einwohner im Jahr 2008, schnellte die Zahl vor zwei Jahren auf 46 Geräte je 10 000 Einwohner nach oben.

Warum das so ist, weiß eigentlich keiner so recht. „Vielleicht, weil Hilden von allen Seiten verkehrsgünstig zu erreichen ist und daher möglicherweise vorzugsweise Glücksritter anzieht“, sagte kürzlich Bürgermeister Horst Thiele.

Diese Entwicklung war in den vergangenen Jahren jedenfalls so rasant, dass 2009 eigens ein Spielstättenkonzept in Auftrag gegeben und im Juli vergangenen Jahres vom Rat der Stadt verabschiedet wurde.

Ein Instrument, um derartige Einrichtungen nicht überhand werden zu lassen, ist die Vergnügungssteuer, deren Sätze im Vorjahr gemäß der Gemeindeverordnung und des Kommunalabgabengesetzes erhöht wurden.

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