Spielen und lernen im Wald

Die Kinder des Awo-Kindergartens Am Bandenfeld beobachten Tiere und Pflanzen, bauen Staudämme oder helfen Bauern bei der Kartoffelernte.

Haan. Fröhlich lärmend und mit festen Schuhen, Mützen, Schals und Regenhosen ausgerüstet, stürmt ein gutes Dutzend Kinder auf den Bauwagen hinter dem Kindergartengebäude zu und reißt lachend die Tür auf. Die „Waldfüchse“ erobern ihr kleines Reich. In dem Wagen spendet ein Ofen mollige Wärme. Es gibt Bücher, Spiele, Stifte, Kinderbilder, Schneemänner aus Pappe und bunte Vorhänge. „Ich wär’ gerne noch öfter hier. Es ist immer schön“, sagt Lea-Marie (4) mit leuchtenden Augen.

Was 1997 im Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und im Nachbarschaftstreff Am Bandenfeld als Projekt einer Jahrespraktikantin mit einem Walderlebnis-tag begann, wird seit August mit einer Wander- und Erlebnisgruppe gekrönt.

Jeweils fünf Kinder aus den drei Gruppen des Kindergartens verbringen abwechselnd eine Woche lang den Großteil ihrer Zeit im Wald, auf dem Bauernhof, im Tierpark oder Museum. Sie beobachten Pflanzen und Tiere, helfen bei der Kartoffelernte, bauen am Bach Staudämme und basteln mit Tannenzapfen. Das sind nur einige der stets auf die Jahreszeit abgestimmten Aktivitäten.

„Die Kommunikationsfähigkeit, die soziale Kompetenz und das Selbstwertgefühl der Kinder werden durch die Erlebnisse ganz speziell gefördert“, sagt Erzieherin Hanne Gottsmann (59) — von den Kindern liebevoll „Frau Göttsi“ genannt — und fügt lächelnd hinzu: „Das ist einfach nur klasse und wunderbar anzusehen.“ Acht Monate lang hat sie sich an den Wochenenden für die Erziehungsarbeit in der freien Natur weitergebildet und ist sich sicher: „Das war’s wert.“ Die Plätze in der Wander- und Erlebnisgruppe sind bei den Kindern sehr beliebt: „Jede Lücke wird sofort begeistert geschlossen“, sagt Gottsmann, und Leoni (4) erklärt: „Ich find’s toll, im Wald zu sein und die Bäume zu sehen.“

„Verschrien“ sei das Gebiet Am Bandenfeld früher gewesen, sagt Kindergartenleiterin Angelika Bachmann-Blumenrath (54). Sie wohnt seit mehr als 30 Jahren im Quartier, liebt dessen „Eigendynamik und Vielseitigkeit“ und berichtet: „Jetzt wird es stark von Familien frequentiert.“

Zwei Drittel der Kindergartenkinder kommen aus der direkten Nachbarschaft. Aber auch aus anderen Teilen der Gartenstadt, und auch aus Solingen und Wuppertal werden Kinder angemeldet. Fast alle kommen aus Familien mit zwei oder drei Kindern, die alle zusammen neun Nationalitäten repräsentieren. Im kommenden Kindergartenjahr wird das Angebot der Wander- und Erlebnisgruppe zur Freude der Kinder über den Zeitraum von 8 bis 14.30 Uhr hinaus erweitert. Terrasse, Werkbank und einen farbenfrohen Außenanstrich wird der Bauwagen bis dahin auch noch erhalten.

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