Bärbel Hildebrand (Bund der Steuerzahler) „Klappstuhl-Flop immer im Hinterkopf behalten“

Interview | Haan · Peter Clement führte das Interview

 Bärbel Hildebrand vom Steuerzahlerbund NRW.

Bärbel Hildebrand vom Steuerzahlerbund NRW.

Foto: RP/Mike Michel

Frau Hildebrand, 1,94 Millionen Zuschauer haben der RTL-Show „Mario Barth deckt auf“ am Mittwochabend hohe 8,2 Prozent Marktanteil beschert. Auch der Einspielfilm zu den Haaner Ausleih-Klappstühlen war in der Sendung prominent vertreten. Dabei liegt der Fall bereits fast ein Jahr zurück. Was macht diesen vergleichsweise kleinen „Skandal“ für ein solches TV-Format immer noch so interessant? Der Schaden (in der Show mit knapp 13 000 Euro beziffert) ist im Gegensatz zum Beitrag über die Autobahn GmbH, bei dem es um mehr als 300 Millionen Euro Steuergelder ging, ja beinahe verschwindend gering.

Bärbel Hildebrand: Der Haaner Fall ist sehr plakativ, er löst Bilder im Kopf aus und lässt sich entsprechend auch gut bildlich darstellen. Die verschlossene Aufbewahrungsbox, der Weg zur Schlüssel-Ausleihe und dann das Aufstellen der Klappstühle im Park – das alles ist filmisch gut umsetzbar. Und das Ganze ist natürlich auch ein sehr skurriler Fall.

In den sozialen Netzwerken tobt die Debatte. Einige merken an, Haan hätte den bundesweiten Bekanntheitsgrad, der durch die Klappstuhl-Berichterstattung erlangt wurde, für Stadtwerbung nutzen sollen, nach dem Motto: „Das mit den Klappstühlen war dumm, aber wir haben auch viel Schönes zu bieten.“ Was halten Sie von der Idee?

Hildebrand: Ob sich ein solches TV-Format für so etwas nutzen lässt, wage ich zu bezweifeln. Aber es ist richtig, in jedem Fall offensiv mit dem Thema umzugehen und klarzumachen: „Der Fehler ist passiert und tut uns leid. Wir werden sicherstellen, dass so etwas nicht wieder vorkommt.“

Und wie soll das funktionieren?

Hildebrand: Indem sich jeder Stadtverantwortliche, der eine Entscheidung trifft, oder jedes Ratsmitglied, das über etwas abstimmt, vorher die Frage stellt: „Würde ich genauso entscheiden, wenn es um mein privates Geld ginge?“ Wenn wir den Klappstuhl-Flop immer im Hinterkopf behalten, bleibt uns manch ein anderer Schildbürgerstreich in Zukunft vermutlich erspart.

(peco)
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