Wohnungssuche in Haan Zu siebt wohnen auf 43 Quadratmetern

Haan · Eine siebenköpfige Familie aus Usbekistan sucht in Haan dringend eine Wohnung. Jetzt hat sich der BVV Gruiten eingeschaltet.

 Der BVV sucht für die Familie V. dringend eine Wohnung.

Der BVV sucht für die Familie V. dringend eine Wohnung.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Weg nach Haan war lang: Die siebenköpfige Familie kommt aus Usbekistan, sah sich wegen politischer Verhältnisse gezwungen zu fliehen, und hat über einen Aufenthalt im Auffanglager für Flüchtlinge in Bielefeld schließlich in der Gruitener Unterkunft an der Düsselberger Straße ein neues Zuhause gefunden.

 Wobei „Zuhause“ in diesem Fall sehr euphemistisch klingt, denn der Familie mit fünf Jungs zwischen zwei und 15 Jahren steht in ihrer Unterkunft gerade mal ein 43 Quadratmeter großer Raum zur Verfügung. Ferner gibt es noch eine Gemeinschaftsküche sowie ein ebenfalls gemeinschaftlich genutztes Bad.

„Unser Raum ist unser Wohnzimmer, unser Schlafzimmer, unser Esszimmer, Spielzimmer, Lernzimmer, und auch Stresszimmer“, sagt Dilafroz V. (aus Sicherheitsgründen wird der Familienname nicht genannt), die insbesondere während der Corona-Pandemie reichlich zu tun hatte, den Haushalt zu managen, während ihr Mann Ziyovudin in einer Druckerei in Meckenheim bei Bonn einen Job hatte.

„Heute bin ich in einem Logistik-Zentrum in Neuss beschäftigt“, denn die Fahrtkosten nach Bonn waren einfach zu groß“, sagt Ziyovudin, der nach bestandener Sprachprüfung eine Ausbildung zum Krankenpfleger beginnen möchte. „Und jetzt macht er Nachtschichten, dann kann er mir tagsüber noch mit den Kindern helfen“, ergänzt Dilafroz erleichtert.

Nach fünf Jahren drangvoller Enge mit zwei Schlafsofas, einem Kinderbett und einem Doppelbett in einem Raum muss endlich eine ausreichend große Wohnung mit mindestens vier Zimmern gefunden werden.

Intensive Unterstützung erhält die Familie von Maria und Thomas Becker, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe des BVV (Bürger- und Verkehrsverein Gruiten) engagieren und die Familie betreuen.

Seit eineinhalb Jahren sind sie dabei, nach einer passenden Wohnung für Familie V. zu suchen. „Die bestens integrierte Familie hat es echt verdient, da rauszukommen“, erklärt Maria Becker, die nicht nur akribisch Wohnungsanzeigen studiert, sondern auch mit potentiellen Anbietern Kontakt aufnimmt. Darunter war auch die Wohnungsgenossenschaft Sahle. „Die hätten zwar passende Wohnungen, die auch super in Schuss sind, aber wenn die von fünf Kindern hören, dazu noch Jungs, dann winken die nur ab“, sagt Maria Becker, die einen gewissen Unmut gegenüber der starren Verwaltungspraxis verspürt, denn Familie V. ist bei der Wohnungssuche gesetzlich auf die Stadt Haan, wo der Wohnungsmarkt begrenzt ist, beschränkt. „In Solingen oder Vohwinkel sähe die Lage besser aus, aber dort etwas zu suchen wäre nicht von den Vorschriften der Residenzpflicht gedeckt“, erläutert Maria Becker.

Die Familie ist mittlerweile bestens integriert, Sohn Abudakre, mit keinen Deutschkenntnissen angekommen, besucht die neunte Jahrgangsstufe der Gesamtschule Haan. Und nicht nur, weil er häufig nur auf dem Flur die nötige Ruhe zum Lernen daheim fand, kann er auf einen Notenschnitt von 2,5 mächtig stolz sein. „Ich will einmal zur Polizei“, sagt der 15-Jährige über seinen Berufswunsch. Auch sein jüngerer Bruder Usman, der die sechste Jahrgangsstufe der Gesamtschule besucht, kann mit einem Notenschnitt von 2,6 gute schulische Leistungen vorweisen. Zusammen mit Frauke Heiden-Ziegert, Ehrenamtskoordinatorin des BVV, und der Familie Becker hofft die geflüchtete Familie, dass vielleicht eine Leserin oder ein Leser eine Wohnung zur Verfügung stellen kann oder eine Idee hat, wohin sie sich erfolgreich hinwenden kann.

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