Umwelt Wieder illegaler Müll in Gruiten

Haan. · Zum wiederholten Male haben Unbekannte unter einer Eisenbahnbrücke kiloweise Unrat abgeladen.

 Hans-Joachim Friebe hat eine große Menge Bauschutt im Bereich der Grube 7 gemeldet.

Hans-Joachim Friebe hat eine große Menge Bauschutt im Bereich der Grube 7 gemeldet.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das Jahr 2020 war noch keine drei Tage alt – da hatte Hans-Joachim Friebe schon wieder den ersten Einsatz: Der ehrenamtliche Naturschutzwart in Diensten der Unteren Landschaftsbehörde wurde alarmiert, weil an einer Eisenbahn-Unterführung zwischen Gruiten und dem Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel Umweltferkel wieder einmal kiloweise Müll losgeworden waren.

„Das ist fast wie bei einer Serie“, sagte er jetzt auf Anfrage: Fast jede Woche passiere etwas Neues.

Ende November wurde eine Lastwagenladung Bauschutt in einem Waldstück nahe der Grube 7 abgekippt: Besondere Wendung bei den Ermittlungen – der mutmaßliche Umweltsünder hatte zwischen Fliesen und anderem Bauschutt auch eine Lieferquittung mit seiner Adresse zurückgelassen.Im Dezember entdeckte Gruitens Landschaftswächter Friebe einen erneuten Umweltfrevel: Spaziergänger hatten wenige Tage vor Weihnachten im Bereich des Pavillons am Wanderparkplatz Hermgesberg Autoreifen entdeckt und Friebe über ihren Fund informiert. Doch statt der gemeldeten zwölf Reifen fand er am Morgen darauf 35 Stück, zehn davon noch auf Felgen.

Ein Bauhof-Mitarbeiter half
Friebe bei der Müll-Bergung

Ein zufällig vorbeikommender Mitarbeiter des städtischen Bauhofes half Friebe bei der Bergung der Reifen und brachte den Fund später zur Entsorgung – die übrigens von allen Gebührenzahlern finanziert werden muss. Auf einigen Reifen sei mit Kreide das Wort „König“ notiert gewesen, berichtete Friebe. Auch hier ein Hinweis auf einen möglichen Verursacher? Zwischen den Jahren hatte der ehrenamtliche Umweltschützer ebenfalls keine Ruhe. Da stellten zum einen noch unbekannte Täter rund 30 Kanister mit einer zunächst nicht näher identifizierbaren Flüssigkeit in einem Gebüsch ab.Außerdem, berichtete Friebe, hätten Vandalen eine Zugangs-Sicherung zur Grube 7 regelrecht zersägt – womöglich, um leichter Zugang zum abkippen zu bekommen.

Der 78-jährige Naturschutzbeauftragte arbeitet gerne für den Kreis. Er stellt jedoch zunehmend fest, dass die Mentalität „Aus den Augen – aus dem Sinn“ bei vielen Bürgern dramatisch zugenommen hat. Man könne niemandem ansehen, wie er es mit der Umwelt halte, räumt der Gruitener ein, fügt dann aber hinzu: „Aber die reine Menge der illegal entsorgten Materialien zeigt deutlich, dass es sich nicht nur um kleine Kavaliersdelikte handelt.“

Friebe ist kein Einzelkämpfer: Die Naturschutzwacht besteht aus 22 Mitgliedern, die ehrenamtlich als Außendienstler für den Kreis tätig sind. Sie informieren Behörden über Veränderungen in der Landschaft, arbeiten darauf hin, Schäden von der Natur abzuwenden, und klären über Landschaftspflege auf. Ihr Augenmerk liegt auf umweltgefährdenden Eingriffen wie Baumaßnahmen, Rodung und Müllablagerung.Störer sollen von den Naturschutzwächtern vor Ort auf die tatsächlichen und rechtlichen Folgen ihres Fehlverhaltens hingewiesen werden. Bei akuten oder wiederholendem Handeln können Vorgänge sogar zur Anzeige gebracht werden. Doch das ist nicht immer einfach, wie Hans-Joachim Friebe berichtet. Denn bisweilen seien es die Behörden selbst, die fragwürdigen Umgang mit der Umwelt an den Tag legten. Beispiel: die Müllbeseitigung an den Fahrbahnrändern und auf Grünstreifen.„Sicher: Vieles ist aus Autofenstern geflogen“, sagt er. Fast mehr als die Gedankenlosigkeit, mit der sich manche Zeitgenossen ihres Wohlstandsmülls entledigen, ärgert ihn manchmal das Vorgehen des öffentlichen Dienstes. Denn bei Mäharbeiten des Landesbetriebes Straßen NRW am Straßenrand werde regelmäßig liegengebliebener Müll geschreddert und zu Kleinteilen verarbeitet.

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