Schmökern und Einkaufen

17. Hildener Büchermarkt und verkaufsoffener Sonntag lockten gestern in die Stadt.

Hilden. Ein General mit Sonnenbrille schaut grimmig vom Titelbild des Spielekartons, Palmen sind im Hintergrund zu sehen. Der junge Mann am Trödelstand zögert noch mit dem Kauf: „Junta — das spielt man am Besten zu siebt. Aber daran sollen schon Freundschaften zerbrochen sein“, sagt er. Ein Blick zu seiner Freundin; das Spiel, bei dem korrupte Militärs Geld auf Schweizer Bankkonten schaffen, legt er wieder zurück.

Am Sonntag lud der Hildener Büchermarkt zum 17. Mal auf die obere Mittelstraße ein. Tausende Besucher nutzten den Sonnenschein, flanierten zwischen Gabelung und Sparkasse, machten noch einen Abstecher zum Karussell am Alten Markt — oder nutzten den verkaufsoffenen Sonntag zum Einkaufen.

In der Fußgängerzone gibt es tapeziertischweise Kisten zu durchstöbern: Bücher, Comics, CDs. Frederick (9) aus Wuppertal hält seine Beute hoch: ein Asterix-Buch und ein Comic für zwei Euro. 50 Cent hat er noch runter gehandelt: „Das hat Spaß gemacht.“ Ein Junge zieht seine Mutter an der Hand weiter zum nächsten Stand: „Ich muss Dir unbedingt was zeigen, Mama.“ Das Tierheim Hilden verkauft gespendete Bücher, das Jugendrotkreuz hat Donald Duck.

„Ich sitze hier für meine Tochter Romelia“, sagt Carmen Fiering aus Düsseldorf-Urdenbach. Auf ihrer Wolldecke gibt es Aussortiertes aus dem privaten Bestand: ein Kulturführer für Düsseldorf und „Bullenmord“, ein Lokalkrimi aus Köln: „Der ist ganz witzig. Die Drei-???-Bücher sind reichlich schnell weg gewesen.“ Sie habe den Stand gern übernommen, weil die Passanten nett seien: „Die Leute fragen viel.“

Händler Sieghard Groß hat diesmal vor allem Sachbücher in seinen rollbaren Regalen: „Wenn ich Ein-Euro-Romane habe, kann mich keiner schlagen. Aber so habe ich mir überlegt, was die Konkurrenz wohl mitbringt.“ Er käme gern nach Hilden: „Die Kauffreudigkeit ist immer gut.“

„Cluedo“ und „Bananadrama“ — Ulrike und Rainer Schiefer aus Zülpich verkaufen nur alte Spiele. „Es macht Spaß in Hilden. Das Publikum kommt gezielt“, sagen sie. Er mag Strategiespiele wie „El Grade“ aus den 1990er-Jahren. Mit teilweise mehr als 20 Euro haben die Kartons einen ansehnlichen Preis: „Es ist nicht wie auf dem Trödelmarkt. Aber da ärgert man sich auch oft“, sagt der Händler. Bei ihm seien die Spiele auf jeden Fall vollständig.

Tommi Melkko (33) sucht an Schiefers Stand: „Es sind die alten Spiele, die wir zu Hause gespielt haben. Die sind jetzt alle bei meinen Eltern in Bayern.“ Der Langenfelder ist zum ersten Mal beim Büchermarkt in Hilden. Das „Monopoly“ sei nicht in der gewünschten Ausgabe da, aber vielleicht gibt es ein „Scotland Yard“ oder ein „Trivial Pursuit“.

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