Schlüssel unterm Piloten-Jackett

Bürgermeister Knut von Bovert und sein Team kamen als Flugzeug-Crew.

Schlüssel unterm Piloten-Jackett
Foto: Olaf Staschik

Eine halbe Stunde dauerte es, bis die jecken Weiber den Bürgermeister endlich um seinen Schlüssel erleichterten. Von Alexandra Rüttgen Haan Bürgermeister Knut vom Bovert versteht die Welt nicht mehr. Da hat er Dutzende von Möhnen gebützt, ihnen zur Besänftigung kleine Fläschchen hochprozentigen „Butzelmann“ überreicht, er schunkelt und singt — und nun sowas. Die närrischen Frauen wollen ihm einfach nicht den Rathausschlüssel abnehmen.

Den hat er traditionsgemäß unter seiner Verkleidung versteckt — diesmal eine Piloten-Uniform. Es hätte nur einer kurzen Leibesvisitation bedurft, dann wäre er entdeckt, und die Närrinnen könnten die Regentschaft im Rathaus übernehmen. Einige Möhnen gehen auch mit ihm auf Tuchfühlung, lassen sich mit ihm zusammen per Handy fotografieren. Doch auch eine halbe Stunde nach dem Rathausssturm hat er immer noch den Schlüssel.

Vom Bovert schaut auf die Uhr: „Die Möhnen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Ich habe noch Termine“, sagt er und grinst. Anderthalb Stunden zuvor. Die Möhnen feiern sich in der Gaststätte „Vici’s“ warm. Es gibt belegte Brötchen und Kaffee, angestoßen wird mit Rotkäppchen-Sekt. „Das machen wir über 20 Jahre schon so“, sagt Vici’s-Wirtin Katja Simovic-Müller. Ihre Mutter Silvia Simovic hatte die Aktion ins Leben gerufen.

„Hier war ja sonst nichts los“, sagt sie. Seither treffen sich an Weiberfastnacht bis zu 50 Möhnen, um das historische Rathaus in Haan zu erobern. Mal sind sie Nonnen, mal Piraten oder Micky-Mäuse, diesmal treten sie als alte Weiber auf. „Das Motto klären wir auf der Haaner Kirmes“, erzählt Birgit Dettki und stößt mit ihren Freundinnen an. Die sehen mit ihren Perücken und ins Gesicht gemalten Falten gleich — naja — 50 Jahre älter aus. Ein paar Schritte weiter warten in der Gaststätte „Magic“ ebenfalls die Möhnen auf ihren Einsatz. Angelika Bergmann und Ilka Gotthardt haben sich als Teufelinnen verkleidet.

Auch sie sind schon seit 20 Jahren mit dabei und wollen diesen Tag nicht missen. „Ich habe mir eigens Urlaub genommen“, sagt Angelika Bergmann. Die beiden Haanerinnen sehen wir wieder, als die Frauen um 11.11 Uhr unter lautem „Helau“ die Rathaustreppe hinauflaufen. Schon nach kurzer Zeit stehen die Möhnen im Stau, denn an der Spitze des Sturms holt sich jede einzelne beim Bürgermeister oder seinen Stellvertretern, den Co-Piloten, Bützchen und Butzelmann ab.

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