Schloss sperrt die Erkrather Straße

Nachdem die Schranke immer wieder geöffnet wurde, sorgte die Stadt nun für vollendete Tatsachen.

Schloss sperrt die Erkrather Straße
Foto: Olaf Staschik

Haan. Michael Idel kennt den Anblick. „Ich bin gerade in meinem Vorgarten“, erzählt der Anwohner der Erkrather Straße am Telefon, „und ich kann schon wieder jemanden beobachten, der bis an die Schranke heranfährt.“ Viele Autofahrer tun das zurzeit immer noch vergeblich: Seit Juni ist die Durchfahrt über die Erkrather Straße zwischen Düsseldorfer und Forststraße nicht mehr möglich. Das hat der Verkehrsausschuss nach Protesten und Unterschriftensammlungen von Anwohnern beschlossen. Diese hatten die Befürchtung geäußert, dass die Verkehrsbelastung an der Erkrather Straße mit Eröffnung des neuen Hagebaumarkts an der Düsseldorfer Straße steigen wird.

Bei der Sperrung handelt es sich um einen Versuch — ein Jahr lang soll eine Schranke in Höhe der Sandbach-Brücke die von Anwohnern dringend erwünschte Verkehrsberuhigung bringen. Nach einem Jahr, also voraussichtlich im Juni 2018, wollen Verwaltung und Politik Bilanz ziehen und das weitere Verfahren abstimmen. Idel und seine Nachbarn wünschen sich indes schon jetzt, dass die Schranke über den Versuch hinaus bestehen bleibt: „Für uns ist es erheblich besser geworden. Es ist ruhiger geworden. Und wir hoffen, dass das auch so bleibt.“

Allerdings können sich noch nicht alle Nutzer der Erkrather Straße an die neue Lage gewöhnen. Immer wieder, so bestätigt Guido Mering, Leiter des Tiefbauamtes, wurde die Schranke in den vergangenen Wochen von unbekannten Autofahrern widerrechtlich geöffnet. Regelmäßig mussten städtische Mitarbeiter hinfahren und sie wieder schließen. Seit Donnerstag vergangener Woche hat die Stadt daher ein Vorhängeschloss installiert.

Damit hat sie zwar vollendete Tatsachen geschaffen, doch die Diskussion um den Sinn der Sperrung hält in Haan weiterhin an. So läuft auf Facebook eine angeregte Diskussion. „Es hat schon seinen Sinn, warum diese Schranke da ist“, verteidigt Tina Bartos den Versuch mit der Sperre.

Doch sie stößt auf Kritik: „Ich finde es bedenklich, dass hier einer Straße, die kein Unfallschwerpunkt ist, so viel Aufmerksamkeit gegeben wird und die Anwohner der angrenzenden Straßen überhaupt nicht berücksichtigt werden“, schreibt beispielsweise Oliver J. Gremmer. Und Axel Piepenstock fragt: „Wenn jeder Anwohner einer jeden Straße, in deren Nähe ein Baumarkt gebaut würde, eine Schranke haben wollte, wie viele Straßen wären dann zukünftig gesperrt?“ Vor allem die Verkehrsbelastung für die Anwohner der Bachstraße wird in diesem Zusammenhang diskutiert — diese bildet zusammen mit Hochdahler Straße eine Umgehung der gesperrten Erkrather Straße. „Als ehemaliger Grundschüler der Bachstraße kenne ich es, wie viele Autos da passieren, als an der gleichen Stelle, wo die Schranke steht, Poller aufgestellt wurden“, erinnert Sven Adrian auf Facebook.

Doch die Situation habe sich seither geändert, gibt Guido Mering zu bedenken: An der Bachstraße gibt es keine Grundschule mehr. Damit habe sich die Verkehrsbelastung für die Bachstraße verbessert. Mering glaubt nicht, dass durch die Sperrung der Erkrather Straße nun auf der Bachstraße „so viel mehr los ist“. Im Übrigen werde sich die Lage noch einpendeln, „bis jeder begreift, ich komme wirklich nicht durch“, glaubt Mering.

In zwölf Monaten werden die Beteiligten alle etwas mehr wissen.

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