Respekt wurzelt im Kinderheim

Das neue Leitbild der Einrichtung wurde zu den Wurzeln eines Walnussbaums gelegt.

Hilden. „Seit 1918 ist es unsere Aufgabe, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen für einen bedeutenden Lebensabschnitt ein Heim, einen Ort des Zuhauseseins mit Orientierung zu bieten.“ Mit diesem Satz beginnt das neue Leitbild des Evangelischen Kinderheims, das gestern symbolisch im Vorgarten der Einrichtung an der Lievenstraße zu den Wurzeln eines frisch gepflanzten Walnussbaumes gelegt wurde, damit auch daraus Früchte entstehen.

Das Leitbild ergänzt das Konzept des Kinderheims, das zu den ältesten sozialen Einrichtungen in Hilden gehört. 1918 folgten Industrielle dem Aufruf des damaligen evangelischen Pfarrers Ibling und gründeten den Trägerverein sowie das erste Kinderheim. Zurzeit werden dort 21 Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 17 Jahren betreut.

Die Gründe, warum die Kinder und Jugendlichen von den Jugendämtern in Hilden, Haan und den anderen Städten des Kreises Mettmann im Kinderheim untergebracht werden, sind vielfältig. Gewalt, Missbrauch und psychische Erkrankungen eines Elternteils gehören dazu. Aber auch die vorübergehende Unterbringung bei Differenzen mit dem Elternhaus oder zur Betreuung während der Krankheit eines Elternteils. In allen Fällen gilt aber, dass die Kinder ein Recht auf eine positive Atmosphäre und ein von Wertschätzung und Respekt geprägtes Miteinander haben.

Dieses Recht garantiert ihnen das neue Leitbild. Dazu gehört für Pascal (17), der seit Januar 2011 im Kinderheim wohnt, beispielsweise auch, „dass ich die Chance bekomme, meine Interessen zu verfolgen“. Der ehrliche Umgang der Erzieher mit ihm und den anderen Kindern ist ihm auch wichtig. So wie der 15 Jahre alten Anja. Sie wohnt seit Dezember 2010 an der Lievenstraße und möchte sich das Recht herausnehmen können, die Betreuer auch kritisieren zu dürfen.

Diese beiden Punkte wurden von den Bewohnern des Kinderheims in das Leitbild eingebracht. Heimleiter Hans Delcuve und Pastor Horst Pahl, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins, oblag es, den diakonischen Auftrag der Einrichtung im Leitbild zu verankern. Der sieht unter anderem vor, dass den Bewohnern im Sinne eines christlichen Menschenbildes wichtige Werte wie Hilfsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Konfliktfähigkeit vermittelt werden. Bei Pascal hat das schon Früchte getragen: Das Alkoholverbot auf dem gesamten Kinderheimgelände nervt ihn zwar, im Hinblick auf die jüngeren Bewohner kann er die Regelung aber nachvollziehen.

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