Rätselhaftes "Haus op de Bech"

Die Geschichte des Fotos von Sonja und Uwe Hengst enthält Irrtümer und Legenden.

Hilden. Einen historischen Irrtum zeigt das Foto, das Sonja und Uwe Hengst der WZ zur Verfügung gestellt haben, um die Geschichte hinter dem Bild zu recherchieren. Die Abbildung auf ihrer Postkarte zeigt das „Haus op de Bech“ an der Schwanenstraße. Das Foto muss in den 1930er-Jahren entstanden sein, denn damals galt das „Haus auf dem Bach“ als Geburtshaus von Wilhelm Fabry. Der berühmteste Sohn Hildens, der als Begründer der modernen Chirurgie gilt, hat aber nach dem derzeitigen Stand der Forschung nicht in diesem Haus gewohnt.

Hildens ehemaliger Stadtarchivar Heinrich Strangmeier hat im Hildener Jahrbuch 1953/55 seine Forschung veröffentlicht, nach der Fabry nicht im „Haus op de Bech“ gewohnt hat. Das führte dazu, dass die im Jahre 1935 am Gebäude angebrachte Gedenktafel 25 Jahre später, im Jahr 1960, auf Beschluss des damaligen Stadtrates wieder entfernt wurde, „weil die Anbringung auf einem Irrtum beruhte“, heißt es dazu in einer alten Unterlage des Stadtrats, die im Archiv aufbewahrt wird. Heute gehen die Heimatforscher davon aus, dass das Geburtshaus Fabrys auf der anderen Itterseite der Schwanenstraße gestanden hat. Dort, wo heute das Amber-Hotel steht.

Gleichwohl ist das unter Denkmalschutz stehende Gebäude an der Schwanenstraße 11 für Hilden von besonderer Bedeutung. Allein die Geschichte der ersten Bewohner und Besitzer füllt ein ganzes Buch. Erschienen ist es im Jahr 1961 als Sonderdruck aus der „Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins“ (Band 78). Der Autor Wilhelm J. Sonnen räumt darin mit einer weiteren „Legende“ um das Gebäude auf. Die besagte, dass in dem Gebäude ein Beispiel „altsächsischer“ Bauweise zu erkennen sei, und Hilden somit als Exklave des niederdeutschen Hallenhausgebietes anzusehen sei. Als Beleg dafür, dass dies nicht der Fall sei, führte Sonnen den mitteldeutschen Grundriss des Gebäudes auf.

Obwohl nicht urkundlich belegt, galt lange Zeit das Jahr 1588 als Baujahr des Hauses am Itterbach. Zweifel daran hegt allerdings Wilhelm Feldhaus in einem Beitrag für den Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. In Ausgabe 4/98 der „Rheinischen Heimatpflege“ heißt es zum Baujahr 1588: „Frühere Autoren versuchten, dieses Baudatum mit einer angeblichen, jedoch nicht nachgewiesenen Inschrift am Südgiebel zu untermauern. Von historischer Seite wurde eine Bauzeit im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts vorgeschlagen.“

Zu den von Feldhaus erwähnten Autoren dürfte auch Hildens ehemaliger Stadtarchivar Gerd Müller gehören. Der schrieb noch in den 1980er-Jahren, dass ein „Schultheiß Dietrich zu den Hülsen“ im Jahr 1588 „das bis heute erhaltene Haus auf der Bech“ errichten ließ, die Fertigstellung 1589 aber nicht mehr erlebte. In einem Punkt waren sich Feldhaus und Müller allerdings einig: „Unter den Hildener Fachwerkbauten nimmt das Haus auf der Bech eine Sonderstellung ein.“

Zur neueren Geschichte des Gebäudes schreibt Müller, dass die Geschichte des „Hauses auf der Bech“ seit dem 1. September 1820 untrennbar mit der Geschichte der Familie Frauenhof verbunden sei. An jenem Tag erwarben die Eheleute Johann Wilhelm und Wilhelmine Frauenhof das Gebäude samt Öl- und Schälmühle.

1976 wurde das Haus an die Stadt Hilden vermietet, und anschließend bis 1979 sorgfältig renoviert. Auch das Innenministerium des Landes NRW steuerte damals 50 000 D-Mark zur Renovierung bei. Anschließend zog die Geschäftsstelle der Volkshochschule ins „Haus auf der Bech“ ein, das sie im Jahr 2004 wieder verließ.

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