Kunst in Hilden QQTec – Kunst und Technik im Einklang

Hilden. · Der Kunst- und Kulturverein mit Sitz im Hildener Westen feiert in diesem Jahr runden Geburtstag. Gründer Helmut Stein wollte damals Kunst mit Technik verbinden. Das ist ihm und seinen Mitstreitern gelungen.

 Helmut Stein hat QQTec vor 20 Jahren gegründet, es soll ihn einmal überleben, wünscht er sich.

Helmut Stein hat QQTec vor 20 Jahren gegründet, es soll ihn einmal überleben, wünscht er sich.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ungewöhnlich? Anders? Besonders? Es ist schwierig, ein passendes Wort zu finden, das annähernd beschreibt, was Helmut Stein und seine Frau Ingetraut in 20 Jahren mit dem Verein QQTec in Hilden geschaffen haben. Ein Kulturbaukasten soll es sein, ein Kulturverein, inspiriert von der Bauhauszeit, die schon in den 1920er Jahren Kunst und Technik zusammenführte.

Wer den Weg in die Forststraße 73 gefunden hat, ist allerdings überrascht: von außen alles andere als eine Pilgerstätte der Kunst, vielmehr der schlichte Charme eines Gewerbegebietes mit unauffälligen Gebäuden und Hallen unter Hochspannungsmasten. Auch beim Betreten des Hauses macht sich nicht direkt der ultimative Wow-­Effekt breit. Wohl aber wird mit einem Mal die Begeisterung spürbar, mit der Helmut Stein QQTec präsentiert.

Selbst vor weißen Wänden in derzeit leeren Räumen zeichnet er ein Bild der Vereinsaktivitäten, das den Besucher ahnen lässt, was diesen Mann antreibt. Noch im Treppenhaus erklärt Stein vor einem Bauhaus-Plakat, wofür QQTec – phonetisch „Ku-Ku-Tek“ gesprochen – steht: Hier sollen Kunst, Kultur und Technik verschmelzen mit dem Ziel, einzigartig zu sein, Besonderes zu bieten.

Begonnen hat alles Anfang des Jahrtausends, als der promovierte Physiker, frühere Konzernvorstand und „spätpubertäre“ Autorennfahrer eine Halle für seine historischen Tourenwagen suchte. Fündig wurde er zunächst bei einem Hildener Bauern, wo er „das Zeug unterstellen“ konnte. Wenig später kaufte er dafür das Gebäude an der Forststraße 73, wo früher außer der Halle ein Steinmetz seinen Betrieb und eine Wohnung hatte.

2000 wurde die Kunstschule
samt Ausstellungsraum eröffnet

Was tun mit so viel Platz? „Im Jahr 2000 haben wir in den Büro­räumen als erstes die Kunstschule eröffnet, die meine Frau mit dem mazedonischen Künstler Zoran Velinov geleitet hat“, erinnert sich Stein. In der ersten Etage aber war noch viel mehr ungenutzter Raum. Also entstand dort als nächstes die Galerie QQArt, in der seither internationale Kunstausstellungen vor allem mit Künstlern aus Osteuropa stattfinden. Die Auswahl der Werke folgt dem Credo des „Besonderen“: „Der Besucher muss beim Betrachten stutzen, die Leute sollen emotional hängenbleiben“, erklärt der Kunstmäzen.

„Da ist ja sonst gar nichts los“, musste Helmut Stein allerdings feststellen, nachdem er die Fläche für seine Autos in der benachbarten Halle vergrößert hatte: So entstand neben der bildenden Kunst die Idee zu internationalen Jazzkonzerte, denen er in den Anfängen eine Bühne direkt neben seinen Autos bot. Mittlerweile mussten die Tourenwagen weichen, Raum haben hingegen internationale Jazz-Größen wie der vierfache Grammy-Gewinner Stanley Clark bekommen. „Über 300 Musiker aus 24 Ländern waren seither hier, der WDR hat unsere Konzerte aufgezeichnet“, sagt der Musikfreund nicht ohne Stolz. Sie kommen auch wegen des ungewöhnlichen Ambientes: unmittelbare Nähe zu den Zuhörern, umrahmt von historischen Geräten aus der Geschichte des Radios und des Fernsehens von 1925 bis in die 1980er Jahre – Steins kleines Museum.

Mit dem erfolgreichen Jazz-Format aber entstand ein neues „Luxusproblem“: Das Niveau der Galerie hinkte plötzlich dem der Konzerte hinterher. Was tun? Seit 2010 macht deshalb eine international ausgeschriebene und jurierte Ausstellung samt Kunstpreis die Galerie über die Landesgrenzen hinaus attraktiv. Jede Schau hat ein Thema aus der Physik – Energie, Licht oder Kraft zum Beispiel. „Zu Anfang hatten wir 95 Bewerbungen, 2019 waren es über 1000“, erzählt der Hildener. Interessant ist die Ausstellung für die Künstler vor allem, weil sie ohne Altersbegrenzung auskommt, die Kunstschaffenden kein Kunststudium nachweisen müssen und alle Techniken der bildenden Kunst erlaubt sind.

Abgerundet wird der Kulturbaukasten übrigens von der QQLit: Literaturlesungen und Theater sind von Anfang fester Bestandteil auf der QQTec-Bühne. Auch nach 20 Jahren Kultur und Technik in allen Facetten will Helmut Stein sein Werk fortführen: „Ich möchte die elektronische Musik weiterentwickeln, neue Formate machen und junge Leute heranziehen“, entwickelt er bereits neue Ideen. In den Ausstellungen sollen digitale Medien eine größere Rolle spielen. „Mich reizt das Unbekannte, das Ungewöhnliche. Mein Ziel ist es, dass QQTec mich überlebt“, sagt der 78-Jährige.

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