Politik will keine weiteren Altenwohnungen

Investor will im Innenbereich des Bahnhofsviertels Häuser für Senioren bauen. Antrag vertagt.

Politik will keine weiteren Altenwohnungen
Foto: Olaf Staschik

Hilden. Mit rund 56 000 Einwohnern und einer Fläche von knapp 26 Quadratkilometern zählt Hilden zu den am dichtesten besiedelten Städten Deutschlands. Baugrundstücke sind knapp. Der erste Investor will jetzt im Innenbereich des Bahnhofsviertels bauen. Zwischen Benrather Straße, Bahnhofsallee, Feld- und Poststraße könnten nach einem zehn Jahre alten Rahmenplan bis zu 100 neue Wohnungen entstehen. Der Stadtentwicklungsausschuss hat über den Antrag des Investors diskutiert, eine Entscheidung aber in den März vertagt. Dabei wurde deutlich: Die geplanten Altenwohnungen mit Service passen den Fraktionen nicht ins Konzept. Sie würden dort lieber Wohnungen für (junge) Familien sehen.

Im beschlossenen Rahmenplan von 2008 sind im Bereich der ehemaligen Schreinerei Szepanski sechs Reihenhäuser mit Tiefgarage und ein Spielplatz vorgesehen. Der Investor möchte auf drei Grundstücken drei- bis viergeschossige Wohnhäuser für Altenwohnungen mit Service und einer Tiefgarage (zirka 40 Plätze) errichten. Wie viele Wohnungen sind denn geplant? Diese Frage von Ulrich-Joachim Knak (AfD) konnte Baudezernentin Rita Hoff nicht beantworten: „Wir müssen das weitere Verfahren abwarten. Jetzt geht es nur darum, ein Bebauungsplanverfahren in Gang zu setzen oder eben nicht.“ Der Anteil der Älteren in Hilden sei schon weit größer als in anderen Städten, sagte Rudolf Joseph (FDP): „Wir haben mit weiteren Wohnungen für Senioren Probleme. Wir möchten Wohnungen für junge Familien schaffen.“ Die SPD sei mit den Plänen des Investors nicht einverstanden, erläuterte auch Kevin Buchner: „Wir lehnen den Antrag ab. Jetzt sollte die Umlegung der Grundstücke im Innenbereich starten, damit wir in einigen Jahren dort bauen können — der Rahmenplan von 2010 war gut.“ Auch Susanne Vogel (Grüne) sprach sich gegen Altenwohnungen dort aus: „Die neuen Wohnungen müssen für viele Menschen nutzbar sein.“ Die Verwaltung solle deshalb mit dem Investor verhandeln. Claudia Schlottmann (CDU) warb dafür, den Antrag nicht abzustimmen: „Wir sollten überlegen, was dort passt und welche Möglichkeiten wir haben, unsere Vorstellungen durchzusetzen.“ Ob sich der Investor vorstellen könne, dort öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten, wollte Ludger Reffgen (Bürgeraktion) wissen. „Wir haben erst zwei Gespräch geführt“, sagte Lutz Groll, Sachgebietsleiter Planung. Er gab zu bedenken: „Service-Wohnen ist ein Geschäftsmodell.“

Die Grundstücke im Innenbereich des Bahnhofsviertels gehören vielen unterschiedlichen Eigentümern. Um sie bebauen zu können, muss zuvor ein Umlegungsverfahren stattfinden. „Das ist 2010 angeordnet, aber noch nicht eingeleitet worden“, berichtete Planungsamtsleiter Peter Stuhlträger — weil die Pläne damals nicht so weit gewesen seien. „Wir wollen dort keinen Flickenteppich von Einzelprojekten, sondern ein Gesamtkonzept“, fasste Jürgen Scholz (SPD) die Meinung des Fachausschusses zusammen: „Das geht nur über die Umlegung.“ „Wir sollten uns nicht von der Planung des Investors überrennen lassen“, meinte Ludger Reffgen (BA): „Sonst laufen wir der Entwicklung hinterher.“ Der Antrag wurde deshalb nicht entschieden und in die März-Sitzung vertagt. Klar ist schon jetzt: Der Innenbereich des Bahnhofsviertels ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und in den Focus gerückt. Zuvor müssen die Grundstücke in einer Umlegung aber neu geordnet werden. Das kann unter Umständen Jahre dauern.

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