Planung mit Durchblick

Mit vielen Gästen wurden die Büros und das Kulturforum der Alten Pumpstation eingeweiht.

Haan. Das Entree ist gefliest wie eine prachtvolle Badeanstalt. Zu den Büros mit Glaswänden geht es gleich links durch einen Gang. Eine tonnenschwere Maschine liegt mitten auf dem Hallenboden, gleich neben einer Sitzgruppe: der Elektroantrieb einer Trinkwasserpumpe. „Baujahr 1930“ steht auf dem Messingschild.

Gäste aus Politik und Wirtschaft weihten am Sonntag die Planungsbüros und das Kulturforum der Alten Pumpstation an der Düsseldorfer Straße ein. Dass der Zweckbau aus dem 19. Jahrhundert Konzertsaal-Qualitäten hat, bewies das Streichorchester „Kölner Stadtstreicher“ mit klassischer Musik.

Die Eigentümer präsentierten die modernen Büros: glatte Betonwände im Kontrast zu historischen Ziegelmauern, Kunst auf den Gängen mit dunklem Parkett. „Das Gebäude setzt viel Energie frei bei den Mitarbeitern“, sagt Stadtplaner Jochen Füge. Mit drei Partnern nutzt er die Pumpstation als Büro.

Für Fotografin Martina Chardin waren die jetzt herausgeputzten Räume schon Fotomotiv, als sie noch im Umbau waren. Quasi ungeschminkt zeigt sie in einem Bildband die Harmonie der Räume voller Arbeitsmaterial, Mauerdurchbrüchen und die Laufkatze des Krans in der Pumpenhalle. Das Buch wird jetzt von den Eigentümern des ehrwürdigen Gemäuers herausgegeben.

Das Material hätte ausgereicht, noch drei weitere Bücher zu füllen, sagt Chardin: „Der Umbau dauerte von Februar bis Ende August. Ich habe sehr viel Zeit in dem Haus verbracht.“ Die Angestellten würden sich in den Räumen sehr wohl fühlen, so ihre Einschätzung. Dennoch möchte sie ihr Atelier an der Bahnstraße nicht mit der Pumpstation tauschen: „Für die Arbeit brauche ich doch etwas mehr Einsamkeit“, sagt die Fotografin.

Durch raumhohe Glaswände bietet sich von den Gängen aus immer der Durchblick in die Arbeitsbereiche. „Die Ablenkung ist inspirierend“, sagt Füge. Er habe sich bewusst für ein Büro am Rand des Arbeitsbereichs entschieden, denn er wolle keineswegs alles im Blick behalten: „Wir haben Mitarbeiter, denen man auch mal den Rücken zuwenden kann.“ Schätzen würde er die kurzen Wege zu den Architekten und Tiefbau-Fachleuten in den Büros nebenan.

Wegen der Nähe der Büros zueinander hätten er und seine Kollegen durchaus auch gezögert: „Wir haben uns schon überlegt: Macht das Sinn? Wir sind uns bewusst, dass diese Investition eine Verabredung für die nächsten 20 Jahre darstellt.“ Die Station sei kein Firmeneigentum — so könne ein Unternehmen später leicht wechseln, falls der Platz nicht mehr reichen sollte.

Besucher Christian Cramer aus Erkrath schaut sich beim Rundgang besonders die Beleuchtungslösungen im Bürobereich an: „Ich bin ziemlich beeindruckt. Aber die Offenheit wäre für mich gewöhnungsbedürftig.“ Bei ihm im Büro sei es nicht passend, wenn jeder im Vorbeigehen sehen könnte, wer zum Termin da ist.

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