Pflegen und nichts niedermähen

Bei der Jahresversammlung der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) wurde der Vorstand bestätigt.

Pflegen und nichts niedermähen
Foto: Staschik

Haan. Unter der Kinderschaukel bleibt die Schafgarbe hüfthoch stehen. Und der Mann am Rasenmäher scheint die Wiese eher unter künstlerischen Aspekten gemäht zu haben. Dennoch hat der Alptraum aller Verfechter militärisch-präziser Grünpflege bei Armin Dahl einen Sinn: „Wer immer nur ein Drittel seines Rasens schneidet und anschließend das Gras liegen lässt, erhält den Lebensraum für Schmetterlinge“, machte der Diplom-Biologe am Montagabend deutlich.

Denn alles andere würde unzähligen Larven und Raupen mit dem Gras den Garaus machen — und damit das Gleichgewicht der Natur empfindlich stören. Ohne Falter als Nahrung — keine Vögel. Dahls Vortrag bei der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) war der spannende Schluss der Jahresversammlung.

Dabei wurde der Vorstand von den 25 Anwesenden für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt. Die Landschaft im Sinne eines Schutzes von Fauna und Flora pflegen — nicht bloß aufräumen, rausrupfen oder niedermähen: Diesem Grundsatz aus Dahls Vortrag fühlt sich die Agnu verpflichtet. Im vergangenen Jahr zogen die Mitglieder 62 Mal los, um das wilde Haan mit Verstand zu stutzen, Nistkästen zu reinigen und die ehemaligen Abbaustätten von Rheinkalk für die Natur wieder herzurichten. Der alte und neue AGNU-Vorsitzende Sven Kübler weiß, dass die knapp 900 Einsatzstunden auch immer mit Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache begleitet werden muss. Denn für die Natur sensibilisierte Mitbürger verstehen die Agnu-Arbeit nicht immer auf Anhieb: „Bei manchen haben wir den Ruf, zu viel abzuholzen.“

Also müssen nicht nur Bäume geschlagen, Wiesen renaturiert, Biotope möglichst so angelegt werden, dass niemand durch die frisch gestärkte Natur tappt; sondern aufmerksame Agnu-Mitglieder sind jeweils auch aufgerufen, ihre Arbeit Spaziergängern zu erläutern. Dabei haben Naturschützer von der Agnu, Reiter und Hundebesitzer durchaus unterschiedliche Interessen und Ansichten darüber, wo es langgeht. Hans-Joachim Friebe etwa berichtete von Reitern in der sorgsam angelegten und gepflegten Orchideenwiese. Und weil die Reiter die eigentlich vorgeschriebenen Kennzeichen am Zaumzeug ihrer Tiere „vergessen“ hatten, waren die Schuldigen nicht trennscharf auszumachen. „Mittlerweile nutzen die Reiter sogar verbotenerweise den Neanderlandsteig“, hat Sven Kübler beobachtet. Deshalb werde es demnächst ein Gespräch mit den Reitstallbesitzern der Umgebung geben — in der Kreisverwaltung.

Für das Jahr 2016 steht die Pflege von 320 Nistkästen an — hier werden Freiwillige gesucht. Am Hermgesberg soll Anfang März der Krötenschutzzaun wieder aufgebaut werden, zwei neue Schwalbentürme sind aufzustellen und zu beaufsichtigen. Entlang der Kalkstraße wird der Waldsaum entwickelt. Das Spatzen-Zählen und die Arbeitseinsätze in Grube 10 und Grube 7 des ehemaligen Kalktagebaus gehen weiter — Fördermittel für 800 Stunden sind beantragt. Zu öffentlichen Großprojekten wird die Agnu wieder Stellung nehmen und noch vieles mehr. Finanziell ist der Verein am Beginn des Jahres 2016 ebenso aufgestellt wie vor einem Jahr.

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