Interview Peter Gathen „Erziehung wird der Schule überlassen“

Langenfeld/Hilden · Peter Gathen blickt auf seine Zeit als Leiter der für Hilden und Langenfeld zuständigen Bettine-von-Arnim-Gesamtschule zurück.

 Peter Gathen, Leiter der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule Langenfeld-Hilden, geht in den Ruhestand.

Peter Gathen, Leiter der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule Langenfeld-Hilden, geht in den Ruhestand.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Ende des Monats geht Peter Gathen (66), seit elf Jahren Leiter der Bettine-von-Arnim Gesamtschule (BvA) Langenfeld-Hilden, in den Ruhestand. Er spricht über die Veränderungen der „Schule“ insgesamt und die Besonderheiten der BvA.

Was hat sich im vergangenen Jahrzehnt geändert?

Peter Gathen: Die gesellschaftlichen Änderungen spiegeln sich auch in der Schule. Nehmen wir beispielhaft das Handy. Aus der anfänglichen Einstellung „hat dort nichts zu suchen“ erwuchs das Lernziel, den vernünftigen Umgang mit diesem Hilfsmittel zu vermitteln. Oder die Digitalisierung, bei der die Pandemie als Verstärker und Beschleuniger wirkte. Noch vor zwei Jahren hatten wir kein WLAN, nur Teile der Unterrichtsräume ließen Präsentationen zu. Jetzt verfügt der komplette BvA-Campus über WLAN, mit Microsoft-Teams ist digitaler Unterricht und Kommunikation möglich, alle Räume sind optimal ausgestattet. Es gibt dienstliche Laptops für alle Lehrer, die Schüler verfügen über mobile Endgeräte. Viel Arbeit und Geld hat der Schulträger investiert. Erwähnenswert auch die stärkere inhaltliche Profilierung, es gibt inzwischen gezielt Musik- und Sportklassen, die sehr nachgefragt sind.

Gibt es Veränderungen bei Schülern, Eltern und Lehrern?

Gathen: Unverändert gilt der Grundsatz: Schüler wollen lernen (obwohl sie müssen), lernen von Menschen, die sie mögen und ernst nehmen; und sie lassen sich auch kritisieren. Kritisch sehe ich die zunehmende Neigung, dass Eltern der Schule den Erziehungsprozess überlassen. Stichwort: Die Kinder sind unsere Freunde, wir wollen sie nicht verärgern. Mir fehlt manchmal bei Diskussionen mit den Eltern die Fähigkeit zur Ausgewogenheit, elterliches Engagement gilt leider oft nur den Interessen der eigenen Kinder.

Wie werden sich die Nachfolger an Peter Gathen erinnern?

Gathen: Der Schulleiter steht zwangsläufig verstärkt in der öffentlichen Wahrnehmung, dabei kann er nur mit einem guten Team Erfolge erzielen. Alle inzwischen 130 Lehrkräfte waren und sind bemüht, an der BvA die Balance zwischen Tradition und Innovation zu schaffen. Wertevermittlung mit einem Leitbild und konkreten Zielen sind Teil der Tradition. Moderne Ideen, neue Formate und Konzepte helfen, fachliche Fähigkeiten und soziale Kompetenz zu vermitteln. Job-Talk, Speeddating, die Gesprächsreihe „Bettine trifft…“ mit hochkarätigen Gästen bleiben auch zukünftig im Programm und können nach Corona wieder aufleben. Trotz Pandemie konnten wir mit dem diesjährigen Sponsorenlauf den Erlös der letzten fünf Lauf-Jahre auf 150 000 Euro steigern, die zu großen Teilen sozialen Projekten zugutekamen.

Zu Ihren Schwerpunkten gehörte die Verbindung Schule/Wirtschaft, wie geht es damit weiter?

Gathen: Bedingt durch meine eigene Biographie, als auch das besondere Schulprofil der BvA, war mir dieses Thema immer ein sehr wichtiges Anliegen. Beginnend mit Orthomol konnten wir verbindliche Partnerschaften mit vielen lokalen Firmen schließen, die wechselseitige Kontakte und Infos erlauben, so zur LVR-Klinik, zum Bäcker Schüren, Dücker Conveyor Systems, Opel Gierten oder zur Strabag. Wir sind seit 2020 Referenzschule der Telekom, seit 2018 auch Europaschule, die sich u.a. zusammen mit Schulen aus Italien, Polen und Schweden an Erasmus-Projekten beteiligt. Im Ruhestand werde ich mich weiter darum kümmern, dass Schule und Unternehmen voneinander lernen. Im Vorstand des Industrievereins Langenfeld ist die Verbindung der Firmen zu den weiterführenden Langenfelder Schulen meine konkrete Aufgabe. Unmittelbar vor Ort können wir die Bedarfe klären, Projekte ausprobieren, um in enger Zusammenarbeit Schüler besser auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten und darüber dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Was wird in diesen Zeiten mit Ihrem Abschied?

Gathen: Die Entlassungsurkunde wird mir am 28. Januar von Frau Büschenfeld von der Bezirksregierung überreicht. Feiern mit der Schulgemeinde wollen wir am 20. Mai.

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