NRW Pater Jerome: Hunderte Priester starben

Haan · Seit rund zwei Jahrzehnten gibt es Kontakt zwischen Haaner Katholiken und Pater Jerome in Südindien. Als jetzt viele Monate keine Nachricht aus dem Bezirk Kerala kam, machten sich Haaner Sorgen um den Geistlichen. Doch jetzt hat er eine lange E-Mail geschrieben und ein bedrückendes Bild der Lage im Land gezeichnet.

 Pater Jerome arbeitet in der südindischen Provinz Kerala an einem Schulprojekt. Spenden aus Haan werden hier eingesetzt. Das Bild stammt aus dem Jahr 2005.

Pater Jerome arbeitet in der südindischen Provinz Kerala an einem Schulprojekt. Spenden aus Haan werden hier eingesetzt. Das Bild stammt aus dem Jahr 2005.

Foto: Pfarre St. Chrysanthus und Daria

„Die Situation in Indien und besonders in Kerala ist nicht gut“, heißt es gleich zu Beginn des Schreibens. „Das Corona-Virus macht viel Angst und Sorgen. Die Zahl der Sterbenden geht immer noch hoch. Innerhalb 50 Tagen, von April und Mai, starben in Indien 215 Ordensschwestern und 208 katholische Priester wegen der Coronainfektion. Die meisten Verstorbenen kamen aus der jüngeren Generation, zwischen 40 und 50 Jahre alt. Sie kamen freiwillig um den hilflosen Corona-Patienten zu helfen, nämlich Essen, Medikamente usw. zu verteilen und sie zu trösten und zu betreuen. Da gab es die Chance, sich viel mehr anzustecken. In dem Bistum Thrissur in Kerala, wo ich wohne, starben zehn Priester im Monat Mai allein. Es gab es zwei Todesfälle in meiner Verwandtschaft“, schreibt Jerome, der bereits Ende vorigen Jahres erkrankt war, sich aber leidlich erholt hat.

Wegen des Lockdowns kam
der Pater nicht ans Internet

Wegen des Lockdowns sei er nicht an seinen Internetzugang heran gekommen, berichten Annegret Buchart (Leiterin der Don-Bosco-Schule und Pfarrgemeinderats-Vorsitzender Michael Sauter im neuen „Brückenschlag“ der katholischen Pfarrgemeinde St. Chrysanthus und Daria.

„Von der Schule in Dhule starben zwei junge Lehrkräfte, von Nandurbar starben zwei Angestellte und eine Lehrerin, von Shahada starben noch zwei junge Lehrkräfte. Von den Städten, Dörfern und von den Adivasi-Ortschaften weiss man nicht, wer gestorben ist und wer noch lebt. Die Kommunikation ist sehr schwierig. (...) Die Krankenhäuser sind mit Patienten überfüllt. Viele Krankenhäuser haben kein Bett mehr anzubieten, sie haben nicht mehr Sauerstoffbehälter, Ventilatoren und Medikamente für Impfungen usw. Überall existiert Panik!“, zeichnet Pater Jerome ein bedrückendes Bild.

„Seit einem Jahr gibt es keinen richtigen und regelmäßigen Schul-Unterricht, alles geschieht Online, aber nur dem Namen nach (wg. fehlender Endgeräte!). Es ist ja sicherlich schwierig, in Pandemiezeiten den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten. Wann wird die Schule wieder öffnen, Gott allein weiß!“ Die Landesregierung hilft armen und arbeitslosen Familien mit 30 Kilo Lebensmittel kostenlos im Monat, um das Leben weiter zu erhalten. Viele kirchliche und nichtkirchliche Organisationen helfen freiwillig. Die gegenseitige Unterstützung bei den Not leidenden Leuten ist sehr vorbildlich. Feste und Feierlichkeiten gebe es nicht mehr. Der Lockdown zwinge die Leute, in ihren oft zu engen Häusern zu bleiben. „Die Leute machen das mit, aber die Kinder leiden darunter viel und zu viel“. Jetzt werde der Monsun bald anfangen; die Regenzeit bringe alle Krankheiten mit. Jerome: „Wir hoffen und beten, dass unser Herr uns nicht verlässt.“

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