Ökohof Fingerhof: „Bei uns geht alles langsamer“

Auf dem Fingerhof wird seit 20 Jahren biologisch produziert. Auch für Ulrich Finger sind die niedrigen Milchpreise ein Problem.

Haan. Seit 20 Jahren dreht sich auf dem Fingerhof alles um das Wort „Bio“. Damals haben sich Ulrich und Ilona Finger nicht einfach nur für das Leben auf dem Bauernhof entschieden. Sondern auch dafür, ihre Landwirtschaft ökologisch zu betreiben.

Im Klartext heißt das: Keine chemische Düngerkeule auf dem Weideland und Antibiotika für die Kühe nur dann, wenn es um Leben und Tod geht. „Wir dürfen auch nicht vorbeugend behandeln“, gibt Ulrich Finger einen Einblick in all das, was auf dem Biohof tabu ist. Allerdings seien seine Tiere durch die artgerechte Haltung nur selten krank, so der Landwirt.

Vieles läuft auf dem Fingerhof anders als in der konventionellen Landwirtschaft. So fressen die 28 Kühe im Sommer überwiegend Weidegras, da auch die Zufütterung von Mais reglementiert ist. „Bio heißt nun mal nicht möglichst schnell wachsen. Bei uns geht alles langsamer“, sagt Finger.

Das gilt auch für die Aufzucht der Kälber, die möglichst lange mit Muttermilch ernährt werden. Andernorts werden die Jungtiere schon nach zwei Wochen mit Ersatzmilch gefüttert, um die Muttertiere melken und die Milch verkaufen zu können. Außerdem bleiben die Kälber auf dem Fingerhof lange in ihrer Gruppe und haben weniger Stress als Jungtiere, die früh verkauft und gemästet werden.

Jeden Morgen und jeden Abend stehen Ilona und Ulrich Finger im Stall, um zu misten, zu füttern und zu melken. „Ein gutes Stallklima ist gerade im Winter sehr wichtig“, wissen beide. Im letzten Jahr war die Weidesaison erst im Dezember und damit ziemlich spät zu Ende.

„Es gab auch schon Jahre, wo wir die Tiere im Oktober reingeholt haben“, erinnert sich Ulrich Finger. Dabei sei weniger die Kälte, sondern mehr die feuchtkalte Witterung das Problem. „Die Kühe haben ihren Mantel immer dabei. Aber hohe Luftfeuchtigkeit und schwüle Sommerhitze vertragen sie nicht so gut“, sagt der Landwirt.

Kurios wird es, wenn es um Klimawandel und Kuhgase geht. Thema der Debatte: Der Methan-Ausstoß auf der Weide ist für den Klimawandel verantwortlich. Rülpsende Kühe als Klimakiller? Da bleibt Ulrich Finger nur ungläubiges Kopfschütteln. „Die Diskussion mache ich erst gar nicht mit“, stellt der Öko-Landwirt klar.

Überhaupt gibt es so einiges, was ihn ärgert: „Die Leute wollen zwar Bio auf dem Buffet haben, aber es soll möglichst billig sein“, spricht er über einen Trend, der ihm selbst das Leben schwer macht. Seit 20 Jahren seien die Milchpreise nicht gestiegen, dafür müssen die Landwirte unter anderem für steigende Energiekosten ständig tiefer in die Tasche greifen. Deshalb denkt er über Solaranlagen und Windkraft nach. Aber auch das will erstmal finanziert werden. Für Familie Finger ist dennoch klar, dass auch zukünftig ökologisch gewirtschaftet wird. „Wir leben das ja hier. Und Bio schmeckt man eben“, sagt Ilona Finger.

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