Aktionstag in Hilden Mobilität darf kein Luxusgut werden

Hilden · Die Innenstadt verwandelte sich am vergangenen Samstag in ein Messegelände für Mobilität und Sicherheit. Beim ersten Hildener Mobilitätstag gab es nicht nur viele Teilnehmer, sondern auch jede Menge auszuprobieren.

 Yannick Lohmann vom Spezialrad-Verkauf Appelbaum präsentiert neue E-Bikes.

Yannick Lohmann vom Spezialrad-Verkauf Appelbaum präsentiert neue E-Bikes.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

In Zeiten steigender Kraftstoffpreise lässt der eine oder andere gern sein Auto stehen, um per Pedes oder mit eigener, zumeist auch Akku-unterstützter Muskelkraft seine Wege zurückzulegen. Dass die Itterstadt aufgrund ihrer Topografie eigentlich fürs Fahrradfahren prädestiniert ist, haben viele Bürger zwar schon lange erkannt. Doch scheint die körperliche Verfassung, meistens jedoch die unzureichende Infrastruktur, immer noch einen Großteil von ihnen von einem „Umstieg“ abzuhalten.

Zahlreiche Aussteller hatten sich in der Mittelstraße eingefunden

Da sollte der erste Mobilitätstag in der Hildener Innenstadt Abhilfe schaffen. Zahlreiche Institutionen, Hersteller, Vereine und Organisationen hatten auf der Mittelstraße ihre Stände aufgebaut, um Passanten über die verschiedenen Möglichkeiten der Mobilität aufzuklären und sie ausprobieren zu lassen. Das Hildener Unternehmen Appelbaum beispielsweise, das Spezialräder verkauft, bietet allerhand individualisierte Gefährte an, die sich auf die körperliche Verfassung des Fahrers anpassen lassen, erklärte Mitinhaberin Anna Appelbaum.

Menschen mit Multipler-Sklerose oder mit Parkinson, die eine begrenzte Kraft haben, können ihr Rad beispielsweise mit einem leistungsstärkeren Motor ausrüsten lassen. Doch auch für Menschen mit Handicap, mit nur einem Arm oder einem Bein, gibt es mittlerweile passende Räder auf dem Markt. Tandem, Liege- und Lastenräder hatte Appelbaum-Mitarbeiter Yannick Lohmann im Gepäck und informierte gemeinsam mit Team-Mechaniker des Hauses, Stefan Schramm, über Modelle und Möglichkeiten. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute nicht gezielt kommen, sondern beim Einkaufen mal vorbeischauen“, verriet Schramm seinen Eindruck des ersten Hildener Mobilitätstages.

Für viele sei in erster Linie der Preis ein entscheidender Faktor, wobei die Anschaffung von Spezialrädern von den meisten Krankenkassen gefördert werde. Wichtig findet Anna Appelbaum den Mobilitätstag dennoch, um Aufmerksamkeit zu erregen, das Thema Mobilität stärker in die Gesellschaft zu tragen. Den Tag nutzten Vereine und Beiräte, wie der Seniorenrat, aber auch der Jugendrat, um mit Menschen ihrer Zielgruppe ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, wo der sprichwörtliche Schuh in puncto Mobilität drückt.

„Meistens sind es doch die schmalen Straßen. Die Infrastruktur müsste dringend verbessert werden“, urteilte Rolf Pohlmann vom Seniorenbeirat.

Ralf Schefzig, Vorsitzender der Verkehrswacht im Kreis Mettmann, führte mit seinem Team an seinem Stand Hör-, Seh- und Reaktionstests durch, die bei den Besuchern gut ankamen. Als Verkehrswacht liege ihm die Verkehrssicherheit besonders am Herzen, die seiner Meinung nach auch deutlich verbessert werden müsste. „Der Fahrradführerschein aus der Grundschule müsste auch in die weiterführenden Schulen verlängert werden.“ Und auch das Pedelec-Training für Erwachsene sei wichtig. Um einen echten Umstieg aufs Rad zu schaffen aber, machte Schefzig deutlich, wäre eine einheitliche Regelung im Kreis hilfreich. „Da haben wir in jeder Stadt andere Regeln, wie und wann Radfahrer sich beispielsweise in der Fußgängerzone zu verhalten haben.“ Auch fehlende Schilder und zurückgebaute Radwege seien ein Problem.

Besucher Thomas Winkels (44), der sich an verschiedenen Ständen umschaute, urteilte: „Ganz nett, aber keine Überraschungen. Ich fände es wichtiger, Fakten zu schaffen. Dass es tolle Formen gibt, sich klimafreundlich in einer Stadt zu bewegen, dürfte den meisten bekannt sein und ist an vielen Stellen hier in Hilden sicherlich auch eine Frage des Portemonnaies. Aber was nützt mir das klimafreundlichste Fortbewegungsmittel, wenn der sichere Weg oder die benötigte Lademöglichkeiten fehlen?“, berichtet “Thomas Winkels

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