Hilden Hildener Leuchtturm-Projekt reift heran

Hilden. · Die Graf-Recke-Stiftung baut in der Itterstadt für 19 Millionen Euro ein Wohnquartier für Demenzkranke.

 Im Mai sollen 110 Bewohner das Ahorn-Karree beziehen, sagt Pflegedienst­leiterin Katja Petrilos.

Im Mai sollen 110 Bewohner das Ahorn-Karree beziehen, sagt Pflegedienst­leiterin Katja Petrilos.

Foto: Dirk Bannert/DIRK BANNERT

In „Haus Ahorn“ an der Horster Allee leben 110 Demenzkranke. Ein Richter hat sie in das einzige geschlossene, gerontopsychiatrische Pflegeheim dieser Art im Kreis Mettmann eingewiesen, weil sie sich und andere gefährden und in anderen Senioreneinrichtungen nicht mehr betreut werden können. Die Graf-Recke-Stiftung will das Leben dieser Menschen und ihrer Angehörigen positiv verändern. Nach niederländischem Vorbild entsteht auf dem weitläufigen Gelände im Hildener Westen ein „Quartier im Quartier“ entstehen. Im „Ahorn-Karree“ sollen die Demenz-Schwerkranken gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Familien gleichermaßen geschützt und möglichst frei leben. Die Recke-Stiftung plant dieses „Leuchtturm-Projekt“ schon seit mehr als acht Jahren.

Im Mai sollen 110 Bewohner
ins Ahorn-Karree umziehen

Im Mai sollen jetzt die ersten der aktuell knapp 110 Bewohner im Haus Ahorn in das entstehende Ahorn-Karree nebenan umziehen. Das wäre schon ohne Corona-Krise eine anspruchsvolle Herausforderung .„Wir können unseren Bewohnern nicht nachhaltig erklären, was das mit der Kontaktsperre bedeutet“, erläutert Pflegedienstleiterin Katja Petrilos. Die gute Nachricht: Im Haus Ahorn gibt es bislang – Stand Anfang April – keinen einzigen Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus, weder unter den Bewohnern noch den Mitarbeitenden. Die Pflegedienstleiterin und ihr Team haben auch alles Erdenkliche getan, dass es so bleibt. Hygiene-Vorschriften, Abstandsregeln und Kontaktverbot: Menschen mit schwerer Demenz allerdings können das in der Regel nicht verstehen oder sie vergessen es sofort wieder. Man könne den Kontakt der Bewohner untereinander und zu den Mitarbeitenden nicht dauerhaft unterbinden, sagt Katja Petrilos. „Unsere Bewohner sind ja fortwährend auf der Suche nach Orientierung – und damit auch nach Halt und Nähe.“

Beatrix Rother, die vor kurzem ihre Zusatzqualifikation als Präsenzkraft abgeschlossen hat, empfindet die aktuelle Situation im Haus Ahorn als „extrem schwierig“, wie sie einräumt. „Weil es für die Bewohner so traurig ist, keinen Besuch zu bekommen.“ Beatrix Rother hat den Eindruck, dass sich manche in sich zurückziehen. Es sei schwerer, Zugang zu bekommen. „Sie vergessen ja immer wieder, warum sie niemand besuchen kommt.“ Bei allen, die dazu noch in der Lage seien, versuche man das mit Telefonaten ein wenig ­auszugleichen.

Viele Gruppenangebote fallen derzeit aus: gemeinsame Singen, Gymnastikrunden oder Gottesdienste sind nicht möglich. Zum Glück, berichtet Präsenzkraft Sylvia Buchholz, habe man von der ehrenamtlichen Kollegin Angelika Stock vor einiger Zeit einen Plattenspieler geschenkt bekommen. „Der steht jetzt im Wohnzimmer und da laufen all die alten Lieder. Musik holt die Menschen immer wieder raus.“

Der Bau schreite voran, berichtet Pflegedienstleiterin Katja Petrilos: „Die Möbel werden geliefert, wir bestellen Geschirr.“ Ob der Einzugstermin gehalten werden könne, hänge allerdings nicht zuletzt von den Handwerksbetrieben ab, die ebenfalls unter der Krise leiden: „Und dass wir alle gesund bleiben.“ „Wir dürfen jetzt nicht auf Null runterfahren“, betont sie.

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