Lehmbauer restaurieren das Dorf

In Gruiten-Dorf sanieren Fachleute derzeit mehrere Baudenkmäler. Bauherren können auch selbst tätig werden.

Lehmbauer restaurieren das Dorf
Foto: Stephan Köhlen

Haan. Mit einer groben Schleifscheibe egalisieren Arbeiter gerade die Oberfläche eines Eichenbalkens. Der ist in seinen Dimensionen und unregelmäßigen Formen dem Balken nachgeformt worden, der früher im Tragwerk des Fachwerkhauses am Quall in Gruiten verbaut war. Nicole Valero-Gomez schaut zu und orientiert sich zugleich, wie sie in Kürze die noch offenen Gefache ausmauern wird.

Daneben ist eine Wand bereits geschlossen. Mit Lehmsteinen sind die Zwischenräume der Balken gefüllt und rundherum mit strohhaltigem Lehm ausgefüllt worden. Andere Fächer haben Manfred Neuhaus und seine Mitarbeiter ganz originalgetreu wieder hergestellt: Die vorhandenen Eichenstaken zwischen den Balken wurden mit Weidenruten umflochten, später mit Lehm beworfen und die Flächen gerade gezogen. Zwei Schichten Kalkputz sorgen später für Feuchtigkeitsschutz und halten alles atmungsaktiv — ebenso wie die Lasur für die Balken.

Seit 30 Jahren besteht die Haaner Firma La Casa. Seit 15 Jahren ist das Unternehmen auf die Sanierung von Fachwerkhäusern spezialisiert. Manfred Neuhaus, ist geprüfte Fachkraft Lehmbau. „Wir schauen, dass so viel wie möglich erhalten werden kann“, sagt Manfred Neuhaus mit Blick auf die Gefache, die 200 Jahre und älter sind. Erst nach dem Abschleifen von Farbe und Lasur zeigen sich zum Teil die Schäden an den Balken, die dann mit neuem Holz repariert werden.

Der Zahn der Zeit hatte seit dem 17. Jahrhundert am Teil des „Schwanen“ genagt. Für Familie Zimmerling/Valero-Gomez Motivation genug, das Baudenkmal von Grund auf zu sanieren. In neun Jahren ist es der fünfte Bauabschnitt, der abgearbeitet wird. Die frühere Gaststätte „Zum Schwan“ ist komplett mit Lehm saniert worden.

„Lehm ist eines der schönsten Baumaterialien, mit denen man arbeiten kann“, findet auch Nicole Valero-Gomez. Zuweilen ist die ganze Familie in die Arbeit eingebunden. Ehemann Axel Zimmerling mischt den Lehm an, Nicole Valero-Gomez hat das Mauern für sich entdeckt. Auch die Kinder helfen. Die Familie lebt im oberen Geschoss, während unten die Außenwände zum Teil nur mit Spanplatten verschlossen sind. Vor den Wohnräumen gebe es eine „Dreckschleuse“, sagt Nicole Valero-Gomez und lacht.

Neubauten sind heute so konzipiert, dass sie von innen nach außen dampfdicht sind. Das führt dazu, dass Feuchtigkeit nicht entweichen kann und sich auf Wandoberflächen niederschlägt und zu Schimmelschäden führen kann. Lehm ist in der Lage, einen großen Teil de Luftfeuchtigkeit aufzunehmen und dosiert wieder abzugeben.

Dabei spielen Holz und Gefachausbau zusammen. „Man braucht Mitarbeiter, die im Thema sind“, sagt Manfred Neuhaus, räumt aber gleich ein, dass es schwierig sei, Berufsnachwuchs zu finden. Die Handwerkskammer Düsseldorf führt vier Unternehmen mit Lehmbau-Zweig.

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