Bürgerbeteiligung „Bürokratie steht Klimaschutz im Weg“

Haan · Um für die Herausforderungen des Klimawandels gewappnet zu sein, fordern Haaner ein schnelles und effektives Handeln. Mehr Grün, bessere Radinfrastruktur und eine autofreie Innenstadt sind einige ihrer zahlreichen Wünsche und Forderungen für das zu erarbeitende Integrierte Klimaschutzkonzept (IKK).

 Photovoltaik-Anlagen wie diese von Frank Wolfermann (Mitte) wünschen sich manche Haaner auch für ihr Haus, scheuen jedoch die Hürden.

Photovoltaik-Anlagen wie diese von Frank Wolfermann (Mitte) wünschen sich manche Haaner auch für ihr Haus, scheuen jedoch die Hürden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

So wie es ist, kann es nicht bleiben. Darüber waren sich die interessierten Teilnehmer der Bürgerbeteiligung zum Integrierten Klimaschutzkonzept (IKK) einig. Coronabedingt fand die Veranstaltung im virtuellen Raum via Zoom-Konferenz statt. Die Resonanz war dennoch erfreulich groß, wie Klimamanagerin Janine Müller bei ihrer Begrüßung äußerte.

Dass die Haaner Bürger tatsächlich ein großes Interesse an und Anliegen zu dem Klimaschutzkonzept haben, zeigte sich nicht nur an der hohen Beteiligung, sondern auch an der regen gut zweistündigen Diskussion, die alsbald entbrannte.

Der motorisierte Individualverkehr etwa – vor allem auf Kurzstrecke und der Innenstadt – müsse vermieden werden. Mehr Menschen sollten aufs Rad umsteigen, darüber war sich das Plenum recht schnell einig. Doch die Verantwortung der Mobilitätswende – nur einer von vielen Bausteinen des Klimaschutzkonzeptes – dem Einzelnen zu überlassen, funktioniere nicht, urteilte etwa Thorsten Rochelmeyer: „Das Handeln des Einzelnen richtet sich nach seinen Möglichkeiten. Wenn wir mehr Radverkehr haben wollen, dann müssen wir die Stadt umbauen und die Infrastruktur so ausbauen, dass der Verkehr mit dem Rad auch sicher ist.“

Seit seiner Jugend, erzählte Viel-Radfahrer Michael Kramp, habe sich der Kfz-Verkehr in Haan vervielfacht. „Ich bin seit vielen Jahren immer wieder mit dem Rad unterwegs und fühle mich nicht sicher dabei, vor allem nicht zu dieser Jahreszeit.“

Er könne gut nachvollziehen, dass Menschen sich schwertun, vom Auto aufs Rad umzusteigen. Auch Angela Piegeler, die täglich mit dem Rad von Haan nach Erkrath fährt, würde ihre Kinder heute lieber zu Fuß als alleine mit dem Rad zur Schule schicken.

Radweg von Haan nach Gruiten
ist in schlechtem Zustand

Auch die Pflege und Instandhaltung der vorhandenen Radwege wurde bemängelt. „Der Radweg von Haan nach Gruiten ist in einem sehr schlechten Zustand“, berichtete beispielsweise Marieluise Schäfer.

Die Technische Beigeordnete Christine-Petra Schacht hörte aufmerksam zu, zeigte sich offen für die Anregungen, machte aber auch deutlich, dass ein Stadtumbau in diesem Ausmaß nicht von heute auf morgen geschehe und jeder einzelne sein Konsum-Verhalten überdenken sollte, um ein schnelleres Ergebnis in Sachen Klimaschutz zu erzielen.

Doch nicht nur der Verkehr ist den Haaner Bürgern ein Anliegen: Teilnehmerin Marieluise Schäfer bemängelte auch, dass sie bei der Anschaffung und Installation einer Photovoltaik-Anlage Schwierigkeiten mit der Bürokratie erlebt habe. „Hätte ich gewusst, was da für ein Papierkram auf mich zukommt, ich hätte es nicht gemacht.“ Sie wünschte sich diesbezüglich eine deutliche Vereinfachung oder Hilfestellung.

Dem pflichtete auch Angela Piegeler bei: „Die nachträgliche Administration hat uns mehrere Wochenenden gekostet. Ich kenne durchaus einige Leute, sich für eine Photovoltaik-Anlage interessieren, allerdings die Administration scheuen.“

Carsten Liebetanz äußerte die Meinung, dass auch die einbauenden Handwerker eine größere Unterstützung bräuchten. Charlotte Schmitz wiederum forderte, dass bei künftigen Bebauungsplänen von Neubau- und Sanierungsgebieten Fußgänger- und Radverkehr deutlich stärker mitbedacht werden. „Wichtig ist es, in großen Zügen und Zeiteinheiten zu denken. Bei Sanierung von Wohngebieten etwa sollte die Stadt auch Tiefbohrungen für Sole-Wasser-Wärmepumpen durchführen und Wärmespeicher einbauen. „Das ist einfacher, als wenn jeder Einzelne eine Genehmigung dafür beantragen muss.“

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