Kleine Landwirte bei der Ackerdemie

Für die Private Kindergruppe Haan ist gesunde Ernährung sehr wichtig.

Kleine Landwirte bei der Ackerdemie
Foto: Olaf Staschik

Haan. Die große blaue Gießkanne ist so schwer, dass Noah und seine beiden Freunde sie zu dritt halten müssen, um das Wasser in das kleine gebuddelte Loch zu schütten. „Jetzt hab ich aber Hunger“, sagt Noah und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Für eine Pause aber ist es noch zu früh: Erst müssen noch die Gurken- und Maissetzlinge gepflanzt werden. David vom Ackerteam reicht dem Fünfjährigen ein zartes Pflänzchen an, Noah nimmt es vorsichtig entgegen, stellt es in die Vertiefung und beginnt mit dem Zubuddeln. „Halt, stop“, ruft David lachend, „du musst es erst aus dem Töpfchen nehmen, sonst können die Wurzeln nicht wachsen“.

Die Private Kindergruppe Haan an der Guttentag-Loben-Straße setzt auf gesunde und bewusste Ernährung. Aus diesem Grund nimmt die Kita nun an dem bundesweiten Projekt „GemüseAckerdemie“ für Kinder und Jugendliche teil. Das Projekt wurde 2014 vom Potsdamer Verein Ackerdemia ins Leben gerufen. Sein Ziel es ist, die Wertschätzung für Lebensmittel in der Gesellschaft zu steigern. Mit der Gemüseackerdemie soll das Problem bei der Wurzel gepackt und bereits den Kleinsten ein umfangreiches Bewusstsein im Umgang mit Nahrungsmitteln vermittelt werden. „Rund 30 Prozent der Lebensmittel werden in Deutschland weggeworfen und immer weniger Kinder wissen eigentlich, woher das Essen kommt“, erklärt Merle vom Ackerteam, dann widmet sie sich wieder den kleinen Landwirten. „Schaut mal, dies ist eine keimende Kartoffel, wenn wir die einpflanzen, muss der Keimling unbedingt nach oben zeigen“.

Leonard staunt, seine großen Augen schauen unter der blauweißen Schirmmütze neugierig hervor. Mit der Schippe gräbt er eine tiefe Furche, genau wie Anne. „Jetzt tut mir der Rücken weh vom Buddeln, ich brauche mal eine Pause“, erklärt die Fünfjährige selbstbewusst.

Es war die Idee von Anne Selders, das Projekt an der Kita umzusetzen, die auch ihre beiden Söhne besuchen. „Ich bin im Internet darauf gestoßen und war sofort total begeistert“, erzählt die Juniorchefin der Baumschule Selders: „Es passt einfach auch wunderbar in das Konzept unserer Kita, die sehr auf Ernährung und Bewegung achtet.“

Das kleine Ackerfeld, rund 150 Quadratmeter, wurde von der Baumschule Selders zur Verfügung gestellt, die Finanzierung der auf drei Jahre angelegte Gemüseackerdemie über die Bürgerstiftung und das Stifterehepaar Karin und Gerhard Schmitz gesichert. „Ich bin ganz begeistert, wie liebevoll das Ackerteam diese Aktion durchführt“, schwärmt Norbert Julius von der Bürgerstiftung, der das Geschehen interessiert verfolgt: „Wie wichtig ist es doch, dass Kinder einen Bezug zu Nahrungsmitteln haben.“ Gut zwei Stunden später sind die ersten Gemüsesorten gepflanzt, bunte Schilder zeigen, was wo in welcher Furche nun wachsen wird: Kohlrabi, Tomaten, Zucchini, Salate. Die Kinder sind geschafft, stärken sich mit frischem Obst und Gemüse vom Teller.

„Wir hoffen doch sehr, dass wir bald unsere ersten eigenen Anbauten ernten und natürlich auch essen, beziehungsweise bei Überproduktion verkaufen können“, sagt Kitaleiterin Erika La Ramée: „Dazu bedarf es natürlich, dass wir hier regelmäßig gießen und das Feld bewirtschaften. Aber dann wird das sicher ein ganz tolles Erlebnis für alle Beteiligten“, stellt sie fest.

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