Haan Fünf Jahre Kleiderkammer in Haan

Haan. · Anfangs war es schwierig, aber mittlerweile ist es eine echte Erfolgsgeschichte.

 Die Initiatorin Angela Brüntrup (3. v.l.) und die Geschäftsführerin Heike Müller (2.v.l.) mit den weiteren Mitgliedern Teams. 

Die Initiatorin Angela Brüntrup (3. v.l.) und die Geschäftsführerin Heike Müller (2.v.l.) mit den weiteren Mitgliedern Teams. 

Foto: Kleiderkammer Haan

Die Geschichte beginnt mit einem spontanen Aufruf, warme Kleidung für Flüchtlinge und Asylbewerber zu spenden, die im Winter 2014/2015 überwiegend in leichter T-ShirtBekleidung in Haan ankommen. Aus der kleinen Hilfsaktion von wenigen Frauen um die Initiatorin Angela Brüntrup entsteht in nur fünf Jahren die Kleiderkammer Haan, die heute auf einer Ladenfläche von circa 600 Quadratmetern mit einem großen ehrenamtlichen Team eine soziale Einkaufsquelle für Menschen mit geringem Einkommen betreibt.

Wer heute die Kleiderkammer in der Friedrich-Ebert-Straße 111–117 betritt, ahnt nichts von den schwierigen Startbedingungen und Stolpersteinen des Projekts. Zwar gab es anfangs im leerstehenden Untergeschoss des Windhövel-Gebäudes ein provisorisches Lager für die gespendete Kleidung, doch es fehlte eine geeignete Ausgabestelle. In dieser Phase übernahm der SKFM Haan (Sozialdienst katholischer Frauen und Männer) die Trägerschaft für die private Initiative und auf Anregung seines Geschäftsführers Hubert Gering stellte die evangelische Kirchengemeinde die Erdgeschossräume im alten Gemeindehaus in der Martin-Luther-Straße zur Verfügung.

Die Startbedingungen
waren nicht gerade einfach

Danach konnte endlich die dringend benötigte Winterbekleidung verteilt werden. Am 7. März 2015 wurde die Kleiderkammer feierlich eröffnet. Rund 30 Helferinnen und Helfer nehmen die Sachspenden der Bevölkerung entgegen, sortieren, bringen sie in die Ausgabestelle und geben sie dort an die Kunden aus. Der Verkaufsbetrieb ist gerade erfolgreich angelaufen, da gibt es schon im Mai 2015 große Sorgen. Das provisorische Lager muss innerhalb von vier Wochen geräumt werden. Erst kurz vor Ablauf der Frist wird eine Gewerbehalle in Unterhaan als Ersatzlager angemietet. An einem heißen Sommertag im Juni bewältigen 40 Paar fleißige Hände, rund zehn Privat-Pkw und ein gemieteter LKW den Umzug des Spendenlagers.

Im Jahr 2015 steigt die Zahl der Flüchtlinge in Haan sprunghaft von 197 auf 451. In der nur 60 Quadratmeter großen Ausgabestelle wird der Andrang immer größer. Trotz zusätzlicher Öffnungszeiten gibt es lange Wartezeiten, die Menschen stehen bei Wind und Wetter draußen auf der Straße. Weil für alle Beteiligten die Bedingungen unzumutbar werden, ist der nächste Umzug unumgänglich. Als neue Ausgabestelle werden zusätzlich die leerstehenden Büroräume neben dem Spendenlager angemietet.

Miete und Nebenkosten belaufen sich auf 33 000 Euro pro Jahr

Das erleichtert zwar die Organisation, Miete und Nebenkosten belaufen sich jedoch jetzt auf 33 000 Euro pro Jahr. Die Stadt Haan gewährt dem SKFM einen Betriebskostenzuschuss. Ende 2016 arbeiten bereits 90 Freiwillige im Alter von 20 bis 80 Jahren ehrenamtlich mit. Die Spendenannahme ist sechsmal, der Verkauf fünfmal pro Woche jeweils für zwei Stunden geöffnet. Jeden Monat werden etwa 450 Kunden bedient. Nicht nur Flüchtlinge und Asylbewerber, sondern auch deutsche Mitbürger finden zunehmend den Weg in die Kleiderkammer, um sich dort preisgünstig mit gut erhaltener Kleidung, Schuhen, Haushaltstextilien und Hausrat zu versorgen. Routine will sich jedoch nicht einstellen. Schon im Sommer 2017 gerät das Projekt in ernste Gefahr: Das Gewerbeobjekt in Unterhaan soll verkauft werden.

Der Mietvertrag wird gekündigt. Gleichzeitig entscheidet sich der SKFM, die Trägerschaft zum 31. Dezember 2017 zu beenden. Ein neues Domizil bietet sich am Nachbarsberg, wo die früher von einem Lebensmittelmarkt genutzte Fläche seit vielen Jahren leer steht und ein langfristiger Mietvertrag abgeschlossen werden kann. Für den Umzug benötigt das Kleiderkammer-Team dieses Mal einen ganzen Monat. Um die soziale Arbeit in einer neuen Rechtsform fortsetzen zu können, wagt die Initiative zudem den Schritt in die Selbständigkeit und gründet am 1. Januar 2018 eine gemeinnützige GmbH. Gesellschafter sind neun Aktive aus dem Team, die das Stammkapital einbringen. Red

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