Klassiker will niemand mehr

Seit wenigen Wochen läuft der Betrieb wieder in der Stadtbücherei — mit einer großen Auswahl, modernen Medien und kleinen Plätzen zum Verweilen.

Haan. Noch stehen Roman Reinders und seine Mitarbeiterin immer einen Schritt hinter den Kunden. Zumindest dann, wenn diese ihre Bücher an einem der beiden Selbstverbuchungsterminals einscannen. Wenn es hakt, sind der Büchereileiter oder seine Kollegin sofort zur Stelle und tippen routiniert auf den Bildschirm.

„Eigentlich ist es ganz einfach, spätestens beim zweiten Mal haben die meisten Leute das Prinzip raus“, sagt Reinders. „Ausleihe“ oder „Rückgabe“ antippen, Büchereiausweis und Buch scannen. Das ist alles. Nur wenn jemand die Leihfrist verlängern möchte, muss er noch ins Internet oder an die Theke der Bücherei gehen.

Erst seit wenigen Wochen hat die neue Stadtbücherei am Neuen Markt wieder geöffnet. Mehr als eine Million Euro wurden in die Sanierung gesteckt. Neben technischer Aufrüstung und neuem Erscheinungsbild wurden auch die Medien neu geordnet.

Farben geben einen ersten Überblick in den neu gestalteten Räumen. Gelb ist für Kinder, Sachmedien sind grün markiert. Rot markierte Medien sind für Kunden ab 13 Jahren geeignet. Zu den rund 37.000 Medien zählen längst nicht nur Bücher, sondern auch Brettspiele, DVDs und Hörbücher. Letztere sind laut Reinders „der absolute Renner“.

Die kleine Frida Hansen (7) interessiert sich indes mehr für die Brettspiele. Sie hockt vor dem Regal und guckt sich die bunten Schachteln an. Seit der Neueröffnung ist sie mit Mutter Claudia zum ersten Mal in der Bücherei. „Ich bin neugierig und wollte gucken, was da so lange gedauert hat“, sagt Claudia Hansen.

Besonders ansprechend findet sie das Café neben dem Haupteingang. Dort gibt es zwei Tische und Stühle, ein Regal mit Zeitungen und eine Kaffeemaschine. Für einen Euro erhalten Kunden von den Bibliothekaren eine Tasse und können sich dann einen Kaffee aus dem Vollautomaten ziehen und in Ruhe sitzen, lesen oder durch die Glasfront auf den Neuen Markt schauen.

Ganz hinten im Romanbereich stehen Klassiker von Brecht, Dostjewski oder Fontane. Doch so recht können sie nicht mit den aktuellen Bestsellern konkurrieren. „Hier steht das, was man nicht einfach so rausschmeißen kann“, sagt Reinders lachend. Mit angestaubten Werken zieht keine Bücherei mehr Kunden an.

Der achtjährige Moritz hat sich im Untergeschoss, in dem die Sachbücher untergebracht sind, die Autobiografie von Torwart Oliver Kahn ausgesucht. Auch eine Drei-Fragezeichen-CD und einen Film hält er in der Hand. „Jetzt müssen wir erst mal aushandeln, was wir mitnehmen“, sagt seine Mutter.

Während des Umbau sind sie immer in die Bücherei nach Hilden gefahren. „Wir freuen uns richtig, dass der Umbau jetzt fertig ist“, sagt sie. Tochter Luca (11) sieht sich derweil oben um. „Sie liest acht bis zehn Bücher im Monat, die können wir nicht immer alle kaufen.“

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