Haan Kiosk verkaufte Süßwaren und Marihuana

Haan/Wuppertal. · (magu) Bier, Zigaretten und Süßwaren: Im Kiosk kann man einiges kaufen. In einem Wuppertaler Kiosk ging das Angebot weit darüber hinaus, dort wurde im Hinterzimmer offenbar auch Marihuana abgefüllt.

 In dem jetzt im Prozess behandelten Kiosk wurde offenbar nicht nur mit „süßen Tüten“ gehandelt.

In dem jetzt im Prozess behandelten Kiosk wurde offenbar nicht nur mit „süßen Tüten“ gehandelt.

Foto: dpa/Arne Immanuel Bänsch

Mehrere „Läufer“ sollen die Drogen unter die Leute gebracht haben – unter anderem nach Haan. Mehrmals in der Woche soll derjenige, der dafür zuständig gewesen sei, zwischen Haan und dem Wuppertaler Kiosk gependelt sein. Im Auftrag des Kioskbetreibers soll er in Haan immer wieder Orte und Kunden aufgesucht haben, um die Drogen zu verkaufen. Zwischen Januar und Dezember 2013 sollen so in 44 Fällen einmal wöchentlich etwa 100 Gramm Marihuana veräußert worden sein.

Dabei soll „der Läufer“ auf Kommissionsbasis gehandelt und vor Ort Käufer gesucht haben, um später eine Provision einzustreichen. Erfahren wird das Gericht jedoch nicht mehr, wie der Handel in Haan abgelaufen ist. Der „Läufer“ wurde zum Prozess geladen und dazu wurde die Polizei noch damit beauftragt, seinen Aufenthaltsort zu ermitteln. Gefunden hat man ihn nicht: An seiner Meldeadresse kennen ihn die Nachbarn nicht, offenbar hat er dort nie gewohnt. Als Zeuge kann er daher nicht gehört werden, angeklagt wäre er im Prozess ohnehin nicht.

Das Problem dieses Verfahrens: Den vier Angeklagten werden Taten aus 2012 bis 2014 vorgeworfen. Damals waren sie zwischen 16 und 21, weshalb nun sieben Jahre später die Jugendkammer verhandelt. Längst der Jugendkriminalität entwachsen, sind alle vier „in Lohn und Brot“ und teils gar Familienväter. Den Drogenhandel, der ihnen vorgeworfen wurde, scheinen sie nicht fortgeführt zu haben.

Kammer war in vergangenen Jahren mit Haftsachen überlastet

Dass sie sich jetzt erst vor Gericht zu verantworten haben, ist der Tatsache geschuldet, dass sie damals nicht in Haft waren. „Die Kammer war in den letzten zwei Jahren mit Haftsachen überlastet“, war vom Vorsitzenden Richter Ulrich Krege zu hören. Im Übrigen sei auch erst 2017 Anklage erhoben worden. Einer der vier Angeklagten konnte den Gerichtssaal schon nach einer halben Stunde verlassen, das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt. Bei ihm waren damals nur wenige Gramm Marihuana gefunden worden. Auch die anderen drei müssen in Anbetracht der Verfahrensverzögerung offenbar nicht mit hohen Haftstrafen rechnen.

Bemerkenswert ist, dass derjenige, der mit seiner Aussage eine Anklage ermöglicht hatte, nun mit den drei Mittätern gemeinsam im Gerichtssaal sitzt. Zwischen ihm und den anderen Angeklagten soll es damals auch Unstimmigkeiten um Drogengeschäfte gegeben haben. Zwei der Mitangeklagten sollen ihn in seiner Wohnung aufgesucht, dort mit einem Messer bedroht und dann mehrere Gegenstände mitgenommen haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort