Kein Platz für junge Familien

2030 wird jeder vierte Hildener älter als 65 Jahre sein. Hohe Miet- und Wohnungspreise verhindern den Zuzug Jüngerer.

Hilden. Die Einwohnerzahl der Stadt Hilden wird bis zum Jahr 2030 kontinuierlich sinken. Das sagt das statistische Landesamt IT.NRW in seiner Prognose für die Bevölkerungsentwicklung in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen voraus. Überraschend kommt diese Voraussage nicht, denn zu dem gleichen Ergebnis ist die Bertelsmann-Stiftung bereits vor zwei Jahren in ihrer Studie „Wegweiser Kommune“ gekommen. Dort wurde ein Bevölkerungsrückgang um 6,1 Prozent vorausgesagt, in der Studie des Landesamtes ist es ein Minus von 5,9 Prozent.

„Das Ergebnis deckt sich weitgehend mit unseren eigenen Prognosen“, sagt Hildens erster Beigeordneter Norbert Danscheidt. Auch die Stadt Hilden erstellt spezifische Statistiken, die letztmals im Jahr 2010 aktualisiert wurden und bis ins Jahr 2025 reichen. „Gegenüber IT.NRW ergeben sich da nur geringe Differenzen“, sagt Danscheidt.

Das Problem ist also bekannt, die Frage ist, wie dem entgegenzuwirken ist. „Alle Kommunen wollen junge Familien haben“, sagt Danscheidt. Dabei gibt es für Hilden ein schwerwiegendes Hindernis: „Wir sind eine Gemeinde mit Flächenknappheit“, sagt Danscheidt. Das schlägt sich auf die Miet- und Kaufpreise für Wohnungen nieder. „Kostengünstige Wohnungen sind in Hilden schwer zu bekommen“, sagt der erste Beigeordnete.

Große Hoffnungen setzt Danscheidt dabei auf zwei größere Vorhaben: das Bauprojekt des Bauvereins im Hildener Süden und die Bebauung des Geländes der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule. Beide Projekte sind allerdings aktuell erst in der Planungsphase. Und sie sind nicht unumstritten. Gegen beide Vorhaben gibt es Bedenken, „denn sie stehen im Widerspruch zu dem Ziel, Freiräume zu erhalten“, sagt Danscheidt.

Neben dem Bevölkerungsrückgang bestätigt die Prognose des Landesamtes auch den von der Bertelsmann-Stiftung vorausgesagten demografischen Wandel. Nach den aktuellen Zahlen werden alle Altersgruppen seltener werden — vor allem bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Einwohnern im Alter von 19 bis 25 Jahren. Bei letztgenannter Altersgruppe wird sogar ein Rückgang um mehr als ein Viertel erwartet.

Wachsen werden nur zwei Altersgruppen: die 65- bis 80-Jährigen um 12,9 Prozent und die über 80-Jährigen um 55,3 Prozent. Jeder vierte Hildener wird somit im Jahr 2030 älter als 65 Jahre sein.

Die Konsequenz aus diesen Zahlen lautet demnach: „Wir müssen für alle Bevölkerungsgruppen eine attraktive Stadt bleiben“, sagt Danscheidt. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist laut Bertelsmann-Studie „die Stärkung und Profilierung der lokalen Wirtschaftskraft“. Ein wichtiger Faktor sei dabei auch die Qualität der sogenannten weichen Standortfaktoren. Diese Qualitäten werden unter anderem durch gute Einkaufsmöglichkeiten in einer attraktiven Innenstadt, gut ausgestattete Schulen sowie die Kultur-, Freizeit- und Sportangebote geprägt.

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